Reader's Digest
20 December 2021
Liebe Leserin, lieber Leser, vor einem Jahr hätte ich nicht geglaubt, dass uns das Virus 2022 noch immer so in Atem hält – oder außer Atem sein lässt. Damals dachte ich: Wir haben die Impfstoffe, bald wird der Albtraum vorbei sein. Ein Irrtum! Kaum eine Nachrichtensendung in den vergangenen beiden Jahren, die nicht vom Thema Covid-19 dominiert wurde. Dasselbe gilt für die zahlreichen TV-Talks, Blogs, Radiobeiträge, Printartikel und, und, und … Dabei haben wir viel gelernt: über Aerosole und Inzidenzen, über Impflücken und -durchbrüche, aber auch über uns selbst. Fast jede und jeder kennt in der Familie, unter den Verwandten, im Freundeskreis oder bei der Arbeit Menschen, die sich impfen haben lassen und solche, die dies ablehnen. Was beide Lager gemeinsam haben, ist die Unerbittlichkeit, mit der sie ihre Position verteidigen. Erst neulich ließ eine langjährige Freundin und Kollegin meine Frau wissen, sie wolle die künftige Kommunikation aufs rein Berufliche beschränken, weil sie sich als Impfverweigerin zum Sündenbock für die aktuelle Krise stigmatisiert sehe. Die Schwester einer Freundin drohte, mit der Familie zu brechen, falls die sie nicht im Kampf gegen die Einführung eines Impfausweises in ihrem skandinavischen Heimatland unterstütze. Auch ich erhalte immer wieder sehr emotionale Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die kritisieren, dass ich dazu auffordere, sich impfen zu lassen. Damit kann ich leben, und auch damit, dass wir bei diesem Thema vielleicht zu keiner Einigung gelangen werden. Aber lassen Sie uns bitte nicht aufhören, miteinander zu reden und einander zuzuhören. Denn das ist es, was unsere Demokratie trägt und unsere Gesellschaft zusammenhält. Ein gutes neues Jahr wünscht Ihnen Ihr Michael Kallinger
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