Reader's Digest
27 July 2020
Liebe Leserin, lieber Leser, ich gebe es zu, bei der Lektüre unseres Beitrags Ein Platz an der Sonne (ab Seite 52) bin ich ins Träumen geraten. Die Geschichten von Menschen, die ihre kühlen Heimatländer ver lassen, um ihr Leben künftig in sonnigeren Gefilden zu genießen, haben mich angeregt. In Gedanken sah ich meine Frau und mich vor einem hübschen alten Haus in Südfrankreich auf einer Bank sitzen und den Anblick genießen, wie die Sonne hinter Lavendelfeldern untergeht. Aber wenn ich ehrlich bin, dann sind solche Vorstellungen doch eher wiederbelebte Urlaubserinnerungen als echte Lebensentwürfe. Bis zum Ruhestand bleibt mir noch einige Zeit, aber schon jetzt weiß ich, dass ich ihn vermutlich nicht im Ausland verbringen werde. So gern ich Urlaub in Italien, Spanien, Frankreich und anderen südeuropäischen Ländern mache, zu Hause fühle ich mich in meiner angestammten Heimat. Dort, wo die Menschen meine Sprache sprechen, eine vertraute Kultur pflegen. Dort, wo meine Familie im engen und weiteren Sinne lebt, möchte ich auch meinen Lebensabend verbringen. Ich glaube, so geht es den meisten Menschen auf der Welt. Wir wollen Teil einer Gemeinschaft sein. Das ist in einem fremden Land ebenfalls möglich, aber meist schwieriger – vor allem mit zunehmendem Alter. Umso wichtiger finde ich es, Menschen, die fern ihrer angestammten Heimat leben, freundlich aufzunehmen und ihnen zu ermöglichen, Mitglied unserer Gemeinschaft zu werden. Egal, ob es sich nun um Fachkräfte, Studenten oder Geflüchtete handelt. Nichts beugt Angst, Wut und Konflikten besser vor, als das gute Gefühl, dazuzugehören. Und dieses gute Gefühl wünsche ich uns allen. Es grüßt Sie sehr herzlich Ihr Michael Kallinger
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