Das Vampirtier

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Lotte Schweizer

und die Sache mit den Tomaten

Dieses Kapitel hält eine Ü berraschung mit Ketchup bereit

Alles fing mit Papas neuem Ohrring an. Beziehungsweise mit seiner neuen Freundin Diana, wegen der es den Ohrring überhaupt gab. Ein bisschen hing das Ganze natürlich auch mit Emmas Brüdern Lenny und Paul zusammen. Die waren – nun ja – ebenfalls neu. In Emmas Leben hatte sich in den letzten Monaten einiges getan. Aber am besten fangen wir vorne an und vorne ist einen Abend vor Emmas achtem Geburtstag.

»Also wegen deinem Geburtstag«, sagte Papa damals.

»Da wollte ich was mit dir besprechen.« »Geht’s um mein Geschenk?«, fragte Emma.

Sie saß am Esstisch in der kleinen Wohnküche und sah zu, wie Papa Karotten schälte. Draußen pustete der Wind dunkle Wolken über die Dächer im Birnbaumring und klapperte mit den alten Fensterläden. Blätter, rot wie Dachziegel, tanzten durch die Luft, ehe sie sich auf dem ordentlich gestutzten Rasen im Vorgarten niederließen.

Papa wiegte mit dem Kopf. »Könnte man so sagen, ja«, druckste er herum.

Emma zappelte aufgeregt mit den Füßen. »Was ist es denn? Darf ich raten? Au ja, ich rate! Glitzert es?« »Emma, hör mir mal kurz zu, es ist wichtig. Ich wollte schon längst mit dir darüber sprechen. Irgendwie habe ich nur noch nicht den richtigen Moment dafür gefunden.« »Nun sag schon, glitzert es?«

Papa seufzte. »Nein, es glitzert nicht.« »Ist es grün?«, fragte Emma weiter. »Auch nicht. Aber, Emma, du musst mir jetzt mal zuhö…« »Du musst mir schon einen Tipp geben, sonst komme ich nie darauf, was du mir zum Geburtstag schenkst«, unterbrach Emma ihn. Papa hackte die Karotten in Würfel und dachte nach. »Na schön, dann sag ich’s mal so: Du bekommst etwas, das deine Freundin Natalie nicht hat«, kündigte er geheimnisvoll an. »Und auch nie bekommen wird«, ergänzte er noch geheimnisvoller.

Er warf die Karottenwürfel zu den Zwiebeln in den Kochtopf. Es zischte und Emma ging vor dem spritzenden Fett in Deckung.

Sonst gab es bei ihnen meistens nur Nudeln mit Ketchup, weil Papa nämlich nichts anderes konnte. Er ließ sogar gekochte Eier anbrennen, so schlecht war er in der Küche. Aber heute, einen Abend vor Emmas großem Tag, versuchte er sich an einer Bolognese -Soße. Hausgemacht!

Emma grübelte. Etwas, das Natalie nie bekommen würde. Was könnte das sein? Natalie durfte sogar abends noch Cola trinken und hatte so viele Spielsachen, dass sie dafür ein zweites Zimmer brauchte. Sie hatte wirklich alles.

Außer …

Ja! Eine Sache gab es, die Natalie nicht besaß. Wegen der Allergie ihrer Mutter. Diese Sache war süß und flauschig und kuschelig, und von dieser Sache träumte Emma schon lange. Sie wünschte sich die Sache so sehr, dass sie jedes einzelne Spielzeug sofort da

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