1 Alles unter Kontrolle

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Sag mir nicht, was ich zu tun habe!

Die Geschichte, die wir hier erzählen, startet vor etwa 10.000 Jahren in Vorderasien. Die Leute dort waren Jäger und Sammler, wie überall auf der Welt. Sie jagten wilde Schafe, Gazellen, Kaninchen und Enten. Sie sammelten wilden Weizen, wilde Zwiebeln, Linsen und Feigen. Und wenn sie ans Meer, an einen See oder einen Fluss kamen, fingen sie Fische, Krebse und Muscheln.

Zu der Zeit waren die Menschen bereits die mächtigsten Tiere weit und breit. Aber sie versuchten noch nicht, über alles zu herrschen. Sie sammelten Pflanzen, aber sie sagten den Pflanzen noch nicht, wo sie zu wachsen hatten. Sie jagten Tiere, aber sie befahlen ihnen nicht, wo sie sich bitte schön aufhalten sollten.

Das Leben damals war nicht immer leicht. Es gab noch einige sehr gefährliche Tiere in der Gegend, Schlangen zum Beispiel, und jede Menge Naturkatastrophen, von Schneestürmen bis zu Hitzewellen. Hin und wieder kam es auch zu Prügeleien mit den Nachbarn – wir Menschen konnten schon immer fies zueinander sein.

Aber im Großen und Ganzen ging es den Leuten gut. Sie hatten ausreichend zu essen und genügend Freizeit, um sich Geistergeschichten zu erzählen, ab und zu ein Nickerchen zu machen oder mit den Nachbarn zu feiern. Kriege waren selten. Seuchen und Hungersnöte ebenso.

Wenn die Gazellen weiterzogen oder alle reifen Feigen abgepflückt waren, schlugen die Menschen ihr Lager einfach woanders auf – dort, wo Gazellen und Feigen nicht knapp waren.

Eine Pflanze verändert die Welt 

Es gab aber auch Gegenden, in denen die Menschen so viel Nahrung fanden, dass sie gar nicht weiterzuziehen brauchten. Sie konnten dauerhaft am selben Ort siedeln – weil dort nämlich ganz spezielle Pflanzen wuchsen. Obwohl diese Pflanzen ziemlich unscheinbar waren, weder besonders groß noch besonders schön, beginnt mit ihnen unsere Geschichte – denn sie haben die ganze Welt verändert.

Ahnst du schon, welche Pflanzen das waren? Genau, die Getreidepflanzen.

Getreide isst du wahrscheinlich jeden Tag. Weizen, Gerste, Reis, Mais und Hirse sind Getreidesorten. Und Brot, Kekse, Kuchen, Frühstücksmüsli und Nudeln werden daraus gemacht.

Bis vor ungefähr 10.000 Jahren haben die Menschen kaum Getreide gegessen, denn die Pflanzen waren noch nicht sehr verbreitet. Weizen zum Beispiel kam in Amerika, China oder Australien gar nicht vor. Er wuchs nur in einigen Gegenden Vorderasiens. Und auch nicht auf großen Feldern, wie wir sie kennen, sondern sehr verstreut. Ein paar Halme hier, ein paar Halme dort. Deshalb haben selbst in Vorderasien die meisten Menschen dem Weizen keine große Beachtung geschenkt. Einige wenige aber schon.

Wir wissen nicht, wann und wo genau sich die ersten Menschen für Getreide interessierten, aber wir können es uns vorstellen. Nehmen wir einmal an, ein Mädchen zog herum, um Pfl

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