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DER SATTEL IST DIE „SCHNITTSTELLE“ ZWISCHEN MENSCH UND MATERIAL – UND DAS INDIVIDUELLSTE BAUTEIL JEDES RADES. ELF TOP-SÄTTEL IM TEST.

Fotos: Gideon Heede , Cor Vos

Es kann jeden treffen, selbst einen Grand-Tour-Sieger wie Jai Hindley: Im Jahr vor seinem Giro-d’Italia-Erfolg beendete er die Rundfahrt vorzeitig. Der Grund: Sitzprobleme. Ein Sattel ist entscheidend für das Wohlbefinden auf dem Fahrrad. Im besten Falle spürt man ihn kaum. Im schlechtesten Falle verursacht ein „falscher“ Sattel Druckstellen, Taubheitsgefühle und Schmerzen. Welches Modell zu welchem Fahrer passt, ist eine entscheidende Frage. Die Antwort ist jedoch: eine individuelle Lösung. Nie war die Auswahl an Sätteln größer als heute – nie waren die Lösungen differenzierter. Rennrad-Sättel sind speziell. Sie unterscheiden sich in wesentlichen Punkten von Modellen anderer Rad-Kategorien. Wer mehrere Stunden am Stück auf dem Sattel sitzt, nimmt dabei häufig wechselnde Sitzpositionen ein – je nach dem Streckenprofil und der gewählten Intensität. Deshalb sind Rennradsättel oft lang und schmal, sodass man in verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Sitzpositionen fahren kann. Zudem sind sie meist deutlich härter, weniger stark gepolstert und mehr oder weniger stark gewichtsoptimiert. So wiegt das leichteste unserer Test-Modelle, der „Komm-Vor“ von Tune, weniger als 100 Gramm. Dennoch überzeugte auch dieses Carbon-Leichtgewichtsmodell im Testverlauf während sehr langer Fahrten. Die meisten der Test-Sättel sind in die Kategorien Allround-, Gravel- und Allroad-Modell einzustufen. Sie bieten somit vielfach einen vergleichsweise hohen Sitz-Komfort.

Formen & Konzepte 

Auffallend ist die inzwischen enorme Vielfalt an Sattelformen. Eher selten findet man Sättel mit einer durchgehend flachen Decke. In diesem Test verfügt nur das Modell von Selle San Marco über diese Form. Die allermeisten Sättel weisen eine geschwungene Linienführung auf. Meist ist das Heck etwas höher als die Spitze. Diese eine Sattelform ergibt Sinn, wenn man gerne weiter hinten sitzt. Die Spitze läuft bei den meisten Modellen recht „gerade aus“. Nur beim Ritchey Cabrillo senkt sie sich bereits im vorderen Drittel ab. Dies ist für Fahrer von Vorteil, die besonders häufig ihre Sitzpositionen wechseln. Denn der Spielraum für Bewegungen kann sich so erhöhen. Dass eine dickere Polsterung viel Komfort bringt, klingt logisch – trifft jedoch bei Rennradsätteln in den meisten Fällen nicht zu. Je dicker und weicher das Polster ist, desto größer ist das Risiko, dass es sich während langer Fahrten „durchsitzt“. Einen guten Rennradsattel kennzeichnet daher unter anderem, dass er trotz seines geringen Gewichts und des geringen Polsterungsumfangs dauerhaft komfortabel ist. Ein Beispiel: Der Komm-Vor vom deutschen Hersteller Tune. Er besitzt keinerlei Polsterung, blieb im Test

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