Reader's Digest
26 June 2023
Liebe Leserin, lieber Leser, manchmal sind es die kleinen, gar nicht so spektakulären Artikel in unserem Heft, die mich besonders zum Nachdenken anregen. Ein gutes Beispiel ist der Beitrag Die Geschichte hinter dem Wort (Seite 118) von Karin Schätzle in dieser Ausgabe. Unsere Autorin schreibt in lockerer Folge über besondere Wörter in der deutschen Sprache. In Teil 3 ihrer Serie widmet sie sich Fremdwörtern, die ihren Weg ins Deutsche gefunden haben. Bei diesen ist es nach meinem Dafürhalten wie mit Gewürzen beim Kochen: Wohldosiert verbessern sie den Geschmack, kitzeln Feinheiten heraus, bringen die notwendige Schärfe oder versüßen den Genuss. Oft verleihen sie Noten, die uns sonst verwehrt blieben, drücken etwas aus, für das es im Deutschen keine exakte oder griffige Entsprechung gibt. Als Zeitschriftenmacher fällt mir dabei natürlich gleich der „Kiosk“ ein, als Fußballfan das „Lokalderby“. Und so sehr mich manchmal die allgegenwärtigen Anglizismen ärgern, so sehr freue ich mich über eingebürgerte Begriffe wie das „Fiasko“, die „Mansarde“ oder das „Tohuwabohu“. Was mir übrigens ebenfalls gut gefällt, sind die deutschen Wörter, die Eingang in andere Sprachen gefunden haben, weil sie etwas ausdrücken, für das es in diesen keine Entsprechung gibt. Das fällt mir immer wieder auf, wenn im auf Englisch geführten Gespräch mit internationalen Kontakten Begriffe wie „doppelganger“, „gemutlichkeit“ oder „hinterland“ auftauchen oder mein französischer Kollege über seine „weltanschauung“ spricht. Der Grenzverkehr der Sprachen läuft in alle Richtungen rege. Für mich steht er vor allem für einen positiven Austausch, der die Beteiligten bereichert – und auch unserer internationalen Zeitschrift gut zu Gesicht steht. Viel Lesevergnügen wünscht Ihnen Ihr Michael Kallinger
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