Weg vom Weltretter-Image

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Wie funktioniert die Vertretung radpolitischer Interessen? Und wie stehen die Erfolgsaussichten in Berlin? Wir sprachen darüber mit Burkhard Stork, Geschäftsführer des ZIV.

Eine mögliche Beschränkung des Betretungsrecht des Waldes droht dem Radfahren in der Natur stärkere Grenzen zu setzen. Burkhard Stork versucht mit dem ZIV, dies zu verhindern.

BURKHARD STORK STORK

Burkhard Stork war neun Jahre Geschäftsführer des ADFC, bevor er im April 2021 Geschäftsführer beim „Verband ZIV – Die Fahrradindustrie“ wurde. Er ist einer der zentralen Schlüsselfiguren in der nationalen und europäischen Fahrradwirtschaft. Der ZIV engagiert sich in Wirtschafts- und Industriepolitik wie auch in den Bereichen Sport und Tourismus sowie Technik und Normung und versteht sich als Vertretung des gesamten Rad-Ökosystems. Fotos:Hersteller, PR, Privat (3)

MYBIKE: Burkhard, was macht einen guten Lobbyisten aus?

BURKHARD STORK: Man schaut sehr genau, wer die Menschen sind, die in der Verwaltung und den Ministerien tatsächlich Einfluss haben. Das kann das Verkehrs-, Wirtschafts- oder Umweltministerium sein. Es ist wichtig, ein stabiles Netzwerk zu haben, das auch Meinungsverschiedenheiten übersteht. Man muss sich jederzeit gut auf das Gegenüber einstellen, weil man letztendlich gemeinsam zu einem vernünftigen Ergebnis kommen möchte. In der Regel will die andere Person ja nichts Schlechtes und ist ihrerseits Interessen ausgesetzt. Es bringt definitiv nichts, in einem Feind-Schema zu denken.

Das Thema Fahrrad scheint parteipolitisch zugeschrieben zu sein. Wie kann man parteiübergreifend noch mehr Zustimmung erreichen?

Für das Fahrrad gilt grundsätzlich: Wir müssen raus aus der Nische! Das Fahrrad hat sich selbst marginalisiert, die Wirtschaft genauso wie die Radfahrenden. Dabei ist es ein zutiefst bürgerliches Fahrzeug. Das hat primär nichts mit Weltrettung zu tun. Es macht einfach Spaß, und jeder kann es nutzen. Einmal provokativ gesprochen: Es gibt wahrscheinlich mehr CSU wählende Damen auf dem Land, die täglich mit dem Rad unterwegs sind, als Grün wählende Latte-Macchiato-Radler in der Stadt. Wir setzen uns selbst in diese Ecke rein, anstatt zu überlegen: Wer liebt alles das Fahrradfahren? Und genau all diese Menschen zu unseren Unterstützern zu machen.

In der Bevölkerung scheint der Widerstand gefühlt zu wachsen … Das Fahrrad hat im Grunde keine Feinde. Wir haben uns in eine Ecke drängen lassen. In Zeiten von Multikrisen wird Veränderung negativ wahrgenommen – und da ist ein wegfallender Parkplatz schon eine Bedrohung. Da kommt man wieder raus, wenn man darüber spricht, was das Fahrrad uns alles bringt und wie viel Spaß es macht.

Aktuell ist die Industrie geschwächt, und das Verkehrsministerium räumt dem Fahrrad immer weniger Priorität ein. Was sind für dich derzeit die drängendsten Themen?

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