M! GAMES
21 February 2020
Seit Anfang des Jahres spaltet eine Ankündigung das Lager der Xbox- und Multiplattform-Fans: Microsoft wird im ersten Jahr (und voraussichtlich einige Zeit darüber hinaus) keine First-Party-Spiele exklusiv für die neue Konsole Xbox Series X veröffentlichen. Das heißt, ”Halo Infinite”, das nächste ”Forza” und vielleicht auch ”Gears” laufen ebenso auf einer Xbox One und Windows-10-PCs. Xbox-Chef Phil Spencer begründet dieses Vorgehen in der tausendsten Folge des ”Gamertag Radio”-Podcasts so: ”Wir wollten [mit der Xbox Series X] eine Konsole bauen, die am TV das Beste zeigt, was wir derzeit abliefern können. Und die Entwicklern einzigartige Möglichkeiten bietet, um die besten Spiele machen zu können. Aber wir wollen das nicht in der Art umsetzen, dass wir jemanden ausschließen, und wir wollen es Hand in Hand mit den Entwicklern tun, damit diese das größtmögliche Publikum erreichen können.” Das sind aus Sicht von Gamern und Third-Party-Herstellern erst einmal gute Nachrichten. Erstere können sich die Kosten für neue Hardware sparen und stattdessen das Geld in Spiele stecken; und Publisher haben die Chance, ihre mittlerweile horrenden (Triple-A-)Entwicklungskosten über einen potenziell größeren Käuferkreis zu amortisieren. Aber warum dann eine Xbox Series X überhaupt kaufen? Nun, wer die kommenden Games in bester grafischer 4K-Pracht und mit voraussichtlich minimalen Ladezeiten genießen will, muss in die neue Hardware investieren. Das war’s dann aber auch, niemand wird von Microsoft mit unwiderstehlichen Series-X-Exklusivspielen dazu ”überredet”, sein Sparschwein zu schlachten. Diese Strategie wirft weitere Fragen auf: Wie will Microsoft die Entwicklungskosten der neuen Konsole refinanzieren? Wie stellt der Windows-Konzern sicher, dass alle Spiele (im Idealfall auch die von Drittherstellern) auf allen Geräten im Xbox-Play-Anywhere-Kosmos gleich gut funktionieren – gibt es einen magischen Transformationsknopf? Oder läuft es nicht doch wieder so, dass für die beste – sprich: aktuelle – Hardware-Generation entwickelt und die alte mit minderwertigen Portierungen in Rente geschickt wird? Wir können nicht in die Glaskugel blicken, finden Microsofts Series-X-Taktik aber mutig bis riskant. Laut Phil Spencer stehen nicht mehr die Geräte im Fokus, sondern die Gamer. Aber wir Gamer handeln nicht unbedingt rational: Wir häufen Spielestapel der Schande an, legen bei der nächsten Indie-Schnäppchenaktion digital noch nach und machen das sogar auf mehreren Systemen; wir holen uns zudem Mini-Retrokonsolen in die Bude, die eh schon wegen überteuerten Collector’s Editions und nostalgischem Sammelkram aus allen Nähten platzt. Letztlich wollen wir doch verführt werden, eine Ausrede haben, um die neueste Hardware zu kaufen – und die beste Ausrede dafür sind nun mal exklusive Spiele, die eben nur dort laufen. Was ist Eure Meinung zu Microsofts Next-Gen-Plänen? Schreibt uns unter leserpost@maniac.de oder via Social Media!
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