M! GAMES
22 March 2019

Wir sind keine Hellseher, deshalb wissen wir nicht, ob der kurz nach ­Redaktionsschluss stattgefundene Release von ”The Division 2” runder lief als der des direkten Konkurrenten ”Anthem”. BioWares Ausflug in das Online-Action-Rollenspiel-Genre begann jedenfalls mit reichlich Start­problemen. Und wir meinen damit nicht nur technische Schwierigkeiten wie Abstürze und Fehlermeldungen, mit denen auch wir zu tun ­hatten – lest dafür unseren Test ab Seite 58. Bereits eine Woche vor dem Release durften sich Premiumkunden von EA Origin Access auf PC nach Herzenslust in ”Anthem” austoben – und klagten schnell über mangelnde Inhalte, vor allem im Endgame. Ein Kritikpunkt, der diese Art von Spiel häufig trifft: Auch bei ”Destiny 1 & 2” und ”The Division” wurden die Entwickler scheinbar von der Schnelligkeit überrascht, mit der sich die Spieler durch ihre Werke arbeiten, dann nach mehr verlangen und schließlich unzufrieden mit Qualität und Umfang sind. All diese Titel fallen unter die Kategorie ”Games as a Service” – die sollen sich stetig weiterentwickeln und den Spielern ­immer neue Inhalte bieten. Klingt toll. Jedoch führen immer mehr Games diese Prämisse ad absurdum, indem sie in halbfertigem Zustand veröffent­licht werden oder gerade mal das Minimum an Stabilität und Inhalten liefern, das sich die Käufer erhoffen. Die Entwickler suchen dann gerne den Schulterschluss mit den Fans: Man wolle das Spiel eben zusammen mit der Zockergemeinde auf­bauen, auf Feedback warten und das Erlebnis so stetig verbessern und erweitern. Die Wahrheit ist aber: Wer zum Start kauft, zahlt dafür, Versuchskaninchen zu spielen. Er investiert mehr Geld als Spieler, die erst nach einem Jahr zugreifen und stolpert dafür nur allzu häufig durch fehlerverseuchte Welten – siehe ”Fallout 76”. Er macht die Drecksarbeit und sorgt für kostbare Nutzerdaten, anhand derer Patches und inhaltlicher Nachschub erstellt werden. Im Gegenzug erhält er vielleicht ein exklusives Emblem oder einen Skin, in jedem Fall aber die zweifelhafte Siegesgewissheit, zu den Veteranen zu gehören und längst an der Levelobergrenze zu kratzen, wenn sich andere zum ersten Mal in das dann stabilere und abwechslungsreichere Werk wagen. Ist das wirklich ein Handel, auf den man sich einlassen sollte, selbst wenn man sich riesig auf ein Spiel freut? Wer Geduld hat, bekommt immer ein runderes Spielerlebnis! Wir raten Euch, zumindest den Test in Eurem Lieblingsmagazin abzuwarten. Dann umgeht Ihr vielleicht das ein oder andere Spiel, das sich noch im Rohbau befindet. Und falls die Neugier doch zu stark wird, dann lasst Euch wenigstens Zeit mit dem Durchspielen! Wieso sollte man zum Endgame hetzen, wenn dort sowieso nichts von Belang wartet? Wie geht Ihr mit dem ”Games as a Service”-Thema um: sofort kaufen oder warten? Schreibt uns unter leserpost@maniac.de!

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