M! GAMES
25 January 2019
Glaubt man Evolutionsforschern, dann wurde der Mensch auch deshalb zur dominierenden Spezies auf der Erde, weil er mit seinesgleichen zusammenarbeitet. Er bildet Gruppen, teilt sich Aufgaben, schließt Bündnisse und meistert so den täglichen Überlebenskampf. Dieses Prinzip zieht sich durch alle Ebenen unseres Daseins: Familie, Freunde, Schule, Lehre, Arbeit, Freizeit etc. – Einzelgänger haben es meist schwerer im Leben. Auch in unserem Hobby werden Allianzen geschmiedet – auf Spieler- und Herstellerseite. Während Gamer sich zum Zockerabend verabreden, um etwa gemeinsam den unbezwingbar erscheinenden Boss zu legen, suchen Entwicklerstudios nach Partnern, um unter anderem den weltweiten Vertrieb zu organisieren oder die Finanzierung ihres Projekts zu sichern. Denn mit den immer aufwendigeren und ausladenderen virtuellen (Online-)Welten, wie wir sie seit den 2010er-Jahren kennen und lieben, gehen dramatisch steigende Kosten einher – und damit auch das Risiko, mit nur einem gefloppten Triple-A-Spiel in der Versenkung zu verschwinden. Kaum ein namhafter Entwickler von Großprojekten zieht es vor, absolut unabhängig zu bleiben. Mit einem Paukenschlag kam diesen Monat ein A-Promi hinzu: Bungie (”Halo”, ”Destiny”) trennt sich nach acht Jahren Partnerschaft von Publisher Activision Blizzard. ”Dank unserer außergewöhnlichen ’Destiny’-Community, sehen wir uns imstande, uns künftig selbst zu publishen, während Activision den Fokus auf eigene Marken verstärkt.”, besagt ein Statement auf der Firmenwebseite bungie.net. Nun jubeln die ”Destiny”-Fans, die zu große Einflussnahme seitens Activision auf die Entwicklung der Serie vermuten und das krude Mikrotransaktions-System aus ”Destiny 2” der Geldgier des Publishers zuschreiben. Die Monetenkrake ist besiegt – jetzt wird alles gut!? Doch so einfach läuft es nicht: Zum einen sind das bislang nur Mutmaßungen, zum anderen muss sich Bungie künftig allein um ”Destiny 2” und seine Community kümmern. Was ohne die Unterstützung von Activision tatsächlich noch an Inhalten für Teil 2 folgen wird, scheint unklar – ein sauberer Schnitt und die Konzentration auf ”Destiny 3” (oder eine andere neue Marke) dürfte für Bungie nämlich sehr verlockend sein. Im schlechtesten Fall erhalten ”Destiny 2”-Fans bis Juli nur noch die zwei bestätigten Erweiterungen und dann ist Schicht im Schacht, schließlich muss Bungie mit weniger Manpower die Zukunft stemmen. Was emotional richtig erscheint, muss rational (und vielleicht sogar evolutionär) noch lange nicht die beste Lösung sein – das gilt auch für den Brexit.
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