HAU’ DICH RAUS!

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REPORT

DAS GEHEIMNIS DER AIRTIME

Dynamit auf Rädern: Der Kanadier Brandon Semenuk zählt zu den besten „Airtimern“ der Bike-Welt.
Paris Gore/ Red Bull

HÖHENFLUG

CLEMENS KAUDELA

FREERIDE-PROFI

„Du brauchst 100 Prozent Entschlossenheit. Nur, wer sich voll in den Absprung stemmt mit Armen und Beinen, hebt richtig ab. Und meistens geht dann auch nix schief. Doch wer im letzten Moment zögert und sei es nur ein Prozent – ein kurzes Nachgeben der Spannung – der verspielt die Airtime. Stattdessen wird es dann ein Awkward-Air, wie ich’s nenne. Also ein Sprung mit komischer Luftlage, den man bestenfalls irgendwie gelandet kriegt. Mein Tipp: volle Entschlossenheit!“

TIMO PRITZEL

REKORDHOCHSPRINGER

„Als Jugendlicher haben mich die BMX-Racer beeindruckt, die besonders hoch springen konnten. Das wollte ich auch lernen und habe viel geübt. Die Faszination der hohen Jumps ist bis heute ungebrochen. Mein Airtime-Geheimnis ist mein BMX-Background. Da habe ich gelernt, vor dem Absprung wirklich in die Knie zu gehen, um mich dann kräftig abdrücken zu können. Mein Tipp: langsamer anfahren und dafür die Bunny-Hop-Bewegung intensiver ausführen. Und: Geduld! Springen lernt man nicht über Nacht!“

JOHANNES FISCHBACH

WORLDCUPPER

„Den Boost-Effekt beim Springen gibt es nur, wenn Du wirklich dynamisch abspringst. Dazu brauchst Du das richtige Timing, aber vor allem: die Bunny-Hop-Bewegung beim Absprung. Viele hocken zu weit hinten, sind zu zögerlich und führen die Absprungbewegung nicht richtig aus. Das hat zur Folge, dass der Sprung einfach nicht in die Höhe geht. Beim Absprung entscheidet sich, ob Airtime oder no Airtime. Da hilft Dir mehr Speed auch nicht wirklich.“

Zuerstdie schlechte Nachricht: Motorisches Lernen funktioniert nur in jungen Jahren gut. Genauer gesagt im Alter zwischen 8 und 12 Jahren, denn dann ist die Plastizität des Gehirns hoch, und der Mensch lernt, so die Wissenschaft, neue Bewegungsmuster schneller. Mehr noch: Auch die neuronalen Verknüpfungen gelingen schneller, die Muskulatur ist flexibler und die Motivation zum unermüdlichen Üben höher. Prominente Beispiele sind Jackson Goldstone, Brandon Semenuk oder Peter Henke. Sie lernten das Springen mit dem Mountainbike gleich nach dem aufrechten Gang – und verbrachten jede freie Minute auf den Sprunghügeln – ein weiterer Faktor: Zeit zum Üben.

Und die gute Nachricht? Die gute Nachricht: Auch im Alter kann man noch neue Bewegungen lernen. Voilà! Wer also das magische Lernalter längst überschritten hat, muss trotzdem nicht aufs Springen verzichten. Airtime ist möglich, wenn auch mit etwas mehr Aufwand, und damit sind wir schon beim ersten Knackpunkt: der Erwartungshaltung.

Vergleich macht unglücklich

Kade Edwards stylt über 20-Meter-Sprünge, Adolf

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