DER RÜCKKEHRER Die Geschichte von Peter Henke

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Peter Henke (29) hatte das, wovon viele träumen: Sponsorenverträge, Red-Bull-Helm & Fame. 2017 löste er alle Verträge auf und zog sich zurück. Peter über Drogen, Angstattacken, Heilung und den Wunsch, wieder aufs Bike zu steigen.

Spricht offen über seine psychische Erkrankung: der ehemalige FMB-Slopestyler Peter Henke.
Fotos: Christoph Laue Interview: Laurin Lehner

Peter, Du hattest nahezu alles, was man sich als junger Sportler wünscht. 2017 hast Du hingeschmissen. Gab es Momente, in denen Du das bereut hast?

Klar gab es die. Doch es war die einzige Möglichkeit. Damals habe ich es so gefühlt, und deshalb war es richtig. Mit meinem heutigen Wissen wäre ich es anders angegangen.

Du hättest dem Wettkampfdruck aus dem Weg gehen können, indem Du Fotos und Reisegeschichten produzierst.

Stimmt, doch das war keine Option für mich. Du musst verstehen: Slopestyle-Biken ist Leistungssport. Bei mir drehte sich alles um Wettkämpfe, seit ich elf Jahre alt war. Und ums Besserwerden. Ich war nie zufrieden und hatte hohe Ansprüche. Das mag nicht immer gesund gewesen sein, doch ich glaube, diese Einstellung braucht man, um nach oben zu kommen.

Nur Fotos und Videos? Das wäre für mich wie aufgeben gewesen. Mein damaliges Ich hätte das nicht akzeptiert.

Ist hinschmeißen nicht die krasseste Variante des Aufgebens?

Möglich. Doch mir ging es miserabel. In dem Zustand hätte ich nicht mal als Foto- und Videofahrer funktioniert. Ich hatte keine Lust mehr aufs Biken.

Du bist in psychotherapeutischer Behandlung. Weißt Du mittlerweile, woran es lag?

Ich war die letzten elf Wochen in einer Tagesklinik. Heute war mein letzter Tag. In der Therapie habe ich viel über mich gelernt. Die vielen Wettkampfjahre hinterließen Spuren. Dieser ständige Druck. Du willst ganz hoch, und wenn du oben bist, hast du Angst, wieder nach unten durchgereicht zu werden. Also lernst du krankhaft Tricks. Wenn du an einem Tag nicht trainierst, denkst du dir: Scheiße, die anderen feilen bestimmt gerade an einer neuen Kombi, und ich bekomme meinen Arsch nicht hoch. Ein Scheißgefühl!

Anderen Leistungssportlern geht es ähnlich. Warum konntest gerade Du damit nicht umgehen?

Keine Ahnung. Doch die wenigsten sprechen so offen wie ich. Ich kenne viele Biker, die mit ähnlichen Problemen kämpfen.

Was haben Dir die Therapeuten geraten?

Sie haben mich sensibilisiert. Ich habe gelernt, dass es normal ist, dass Leistungssportler diese kritische Stimme in sich tragen. Diese Stimme sagt: Du bist nicht gut genug! Diese Stimme kritisiert ständig und macht Druck, damit du den Arsch hochkriegst. Bei mir wurde diese Sti

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