Es stand in den Karten

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Dem Verbrechen auf der Spur …

Wegen eines mutmaßlichen Mordes werden die Kriminalkommissare Haller und Barth zu einem Einfamilienhaus gerufen – und haben sofort den Verdacht, dass sich der Täter noch im Gebäude aufhält …

Kommissar Haller

Bitte helfen Sie mir, den Täter zu finden!

Sie hatten gerade die mit einem Schuh blockierte Haustür geöffnet und den mit geschlossenen Augen scheinbar friedlich schlummernden Mann neben der offenen Wohnzimmertür auf dem gefliesten Boden gefunden, die Beine des Toten lagen im Flur, der Rest des Körpers im Wohnzimmer. „Hast du das gehört?“, raunte Christoph Barth seinem Kollegen zu und deutete mit seiner durch einen Einmalhandschuh geschützten Hand weiter in den Flur. „Da ist jemand!“ Natürlich hatte Haller nichts gehört, denn Haller betrachtete noch immer den Toten. Seine fehlende Umgebungswahrnehmung rechtfertigte er für sich selbst damit, dass er in seinem fortgeschrittenen Dienstalter nicht mehr alles selbst hören musste, sondern hören lassen durfte. Wie zum Beispiel in dieser Situation durch den jungen Burschen neben ihm.

Er zog seine Dienstwaffe, gab Barth ein genicktes Zeichen und schob ihm so den Auftrag zu, im Haus nach der möglicherweise anwesenden Person zu suchen. Während er selbst draußen eine eventuelle weitere Fluchtmöglichkeit außer der Terrassentür sichern wollte. „Hier ist die Polizei! Kommen Sie raus! Sonst kommen wir rein!“, bellte Barth Sekunden später, sich dabei neben einer hellbraunen Tür im Flur mit dem Rücken an die im Moment noch weiße Wand pressend. Mit seiner mit beiden Händen gehaltenen und in Kniehöhe wartenden Waffe hoffte er dabei inständig auf keinen Einsatz. Wenn ich wählen dürfte, würde ich die Person wählen, die sich noch um das Opfer gekümmert und dessen Augen geschlossen hat, dachte er. Und nicht den Täter, der vielleicht gleich mit der kompletten Tür auf mich fallen wird. Oder dahinter mit einem Messer wartet. Barth drang in das Zimmer ein, aus dem die Geräusche zu hören gewesen waren, und suchte, aber er fand in dieser Küche niemanden. Lediglich ein offenes Fenster stellte er fest, und das verriet ihm, dass der Alte draußen wahrscheinlich erfolgreicher sein würde.

Das war Haller auch, denn er lehnte entspannt an der Außenwand und sah interessiert zu, wie sich eine unbekannte Frau elegant von der hüfthohen Fensterbank schwang. „Die schöne Fünfzigjährige, die aus dem Fenster stieg …“, knurrte er, als die Frau vor ihm stand. Sie sah ihn kurz an, ergänzte „… und verschwand!“, drehte sich um und lief davon. Allerdings nicht weit, denn an der Hausecke wuchs plötzlich eine Gestalt aus der Mauer und baute sich vor ihr auf – Barth eilte zur Unterstützung herbei.

Fotos: Panthermedia, pixabay

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