Ein Hauch von Frühling

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Der große abgeschlossene HEIMAT-ROMAN

Ein Leben auf der Überholspur – hatte er das gewollt? In Leon wachsen die Zweifel. Auch seine Beziehung kränkelt. Ein klärendes Gespräch missglückt und seine Freundin geht. Da rufen alte Fotos Kindheitserinnerungen wach an unbeschwerte Ferien am Ammersee – mit Macht zieht es Leon an den Sehnsuchtsort!

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Fotos: Adobe Stock (5), Shutterstock (7)

Da war eine Mauer aus riesigen Pralinenschachteln stehen, die einstürzte und Leon unter sich zu begraben drohte. Er wollte rennen, doch die Mauer wuchs an und verdunkelte schon den Himmel. Dazu bohrte sich plötzlich ein eindringlich fiependes Geräusch direkt in sein Gehirn …

Keuchend klappte Leon die Augen auf und kam in der Realität an. Sein Schlafzimmer, sein Bett, sein Wecker, der unerbittlich den Beginn eines neuen Tages einläutete.

Beim Zähneputzen ging er die Agenda durch: Teambesprechung zu einem neuen Projekt, dann zum Kunden. Dabei immer wach sein, immer da, auf jede Frage die richtige Antwort parat haben.

So war er der führende kreative Kopf dieser großen Werbeagentur geworden. Seit ein paar prallen Jahren – ein Leben auf der Überholspur. Heute hier, morgen dort, um mit wichtigen Menschen über wichtige Themen zu sprechen. Wie den Schriftzug auf einer Spülmittelflasche – oder den Namen einer neuen Praline. Deren Verpackung ihn bis in den Schlaf verfolgte.

Ist es das, was du wolltest?

Der Mann im Spiegel funkte ihm spöttisch diese Frage zu. Leon erwiderte den Blick ausdruckslos.

Ja, das hatte er gewollt – früher mal, bevor die Zweifel angefangen hatten. Mittlerweile erschien ihm die Branche zutiefst oberflächlich, sein Tun weitgehend sinnfrei.

In der Küche neben der Spüle stand ein langstieliges Glas mit kirschrotem Lippenstiftabdruck. Britta brauchte abends immer noch ein Glas Wein zum Runterkommen. Ihr Job in dieser Konzertagentur ging oft bis tief in die Nacht, in letzter Zeit noch öfter als sonst. Gemeinsame Abende waren zur Seltenheit geworden.

Als er beim Kaffee saß, trat Britta in die Küche. Sie nahm sich schweigend eine Tasse, drehte sich dann zu ihm um. „Guten Morgen.“

„Guten Morgen.“ Leon sah einmal rasch an ihr hoch und runter. Selbst im Bademantel und mit zerzaustem Haar sah sie sexy aus. Manchmal fragte er sich, ob es nur berufliches Engagement war, das sie bis in die Nacht beschäftigte. Auch einer der Zweifel, die ihn seit einer Weile verfolgten. Vertrauen und Nähe jedenfalls vermisste er schon länger in der Beziehung. Er zwang sich zu einem Lächeln. „Was steht bei dir heute an?“

Britta nippte an ihrem Kaffee. „Na ja, die letzten Vorbereitungen für die aktuelle Tour. Ab morgen sind wir dann unterwegs.“

„Sehen wir uns denn heute Abend?“, fragte Leon.