DIE HABEN DIE NASE VORN

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… und zwar im Wortsinn. Fünf Top-Parfümeurinnen verraten, wie sie es in der Branche nach ganz oben geschafft haben, welche Aromen wir künftig tragen und ihre besten Duft-Tricks

TEXT: MONIQUE SCHULTHEIS

RIECHT NACH ARBEIT Privat trägt Christine Nagel selten Düfte. Höchstens die, an denen sie gerade tüftelt. „Die Haut ist mein Tool“, erklärt die Hermès-Expertin
FOTO: CHRISTINE NAGEL

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„ZÄHIGKEIT GEWINNT – IM LEBEN UND BEI DÜFTEN“

WAS WIRKLICH ZU EINEM PASST, MERKT MAN NUR, WENN MAN DRANBLEIBT UND GEDULD HAT – MEINT HERMÈS-PARFÜMEURIN CHRISTINE NAGEL

DIE PARFÜMEURIN:

Müsste Christine Nagel sich selbst mit einem Adjektiv beschreiben, wäre es „zäh“. Zum einen, weil sie mit Hartnäckigkeit im Beruf gewonnen habe, wie sie sagt. „Als ich anfing, war man als Frau in diesem männerdominierten Beruf nicht angesehen. Außerdem entstammte ich keiner Parfümeursfamilie, was damals Kriterium für die Aufnahme in die Branche war“, erzählt die Tochter eines Schweizers und einer Italienerin. „Zäh“ aber auch, weil das Wort eine Haptik beschreibt – und das passt dazu, dass ihre Kreationen immer etwas Texturiertes haben. „Viele beschreiben mich als physische Parfümeurin mit besonderem Feingespür für Materialien“, erklärt sie. Deshalb matcht sie so gut mit dem Luxuslabel Hermès (eng verbunden mit Lederwaren), für das sie seit 2014 als erste weibliche Inhouse-Parfümeurin exklusiv kreiert. Die Liebe für Düfte sprüht bei ihr erstmals, als sie als Chemikerin beim Schweizer Duftunternehmen Firmenich arbeitet, erzählt sie: „Ich sah von meinem Büro aus, wie Parfümeur Alberto Morillas zwei Kolleginnen neue Duft-Samples zeigte – und ihre glücklichen Gesichter, als sie daran schnupperten. Da wusste ich, so etwas will ich anderen auch geben.“ Die Abteilung wechseln durfte sie aber nicht – stattdessen fortan Parfums dekodieren. Sprich, sie anhand des Geruchs in Einzelteile zu zerlegen. Mit dem technischen Know-how, das sie dabei sammelte, und einem konkreten Ziel macht sich Christine Nagel zunächst selbstständig und ergattert fix Aufträge der ganz großen Häuser. „Dass ich Jobs wegen meines Talents bekommen habe und nicht aufgrund meiner Herkunft oder des Geschlechts, ist das Größte“, sagt sie.

AKTUELLSTE KREATION:

„Un Jardin à Cythère“ von Hermès

DUFT-TIPP:

Passende Parfums findet man nur durch Schnuppern im „Real Life“ – etwa an einem Parfum-Counter. Statt alles direkt auf den Arm zu sprühen und irgendwann nichts mehr zu riechen (guilty!), sei es laut Christine Nagel besser, „zuerst mithilfe der Papierplotter eine Vorauswahl

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