Happy End am Feiertag

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ROMAN

Doreen begegnet in Berlin am 8. März einem Mann, der nicht weiß, dass dies in der Hauptstadt ein Feiertag ist. Aber ist er wirklich ein so schlimmer Ignorant …?

Doreen spazierte durch den Prenzlauer Berg. Sie war auf dem Weg zu Susanne, die ihre Freundinnen heute, am 8. März, zum Frühstück eingeladen hatte. Alle kannten den Internationalen Frauentag seit ihrer Kindheit, die sie im Osten Deutschlands verbracht hatten. Und sie freuten sich, dass er in Berlin nun wieder ein gesetzlicher Feiertag war. Die meisten Leute schienen ihn allerdings zum Ausschlafen zu nutzen, zumindest stellte Doreen fest, dass die Straßen in dem sonst so belebten Viertel ziemlich leer waren …

Eine zarte Frühlingssonne schien, Doreen war froh, dass der Winter endlich Abschied zu nehmen schien. Doch mitten in die ruhige, friedliche Stimmung platzte auf einmal lautes Fluchen. „Wieso ist hier zu?!“, schimpfte ein Mann, der vor einem geschlossenen Supermarkt stand. „Heute ist Feiertag“, erklärte Doreen ihm freundlich. „Was denn für ein Feiertag bitte?“, schnaubte er. „Der Internationale Frauentag“, erwiderte sie. „Kommen Sie nicht aus Berlin?“ „Ich bin gerade hergezogen“, fauchte er. „So was Bescheuertes kann es wohl auch nur hier geben!“ „In Mecklenburg-Vorpommern gibt es den Tag seit letztem Jahr auch“, meinte Doreen, darum bemüht, weiterhin nett zu bleiben. Sie hatte keine Lust, sich von diesem schlecht gelaunten Typen den Tag verderben zu lassen. „Umso schlimmer“, ätzte der. „Wissen Sie überhaupt, worum es an diesem Tag geht?“, fragte Doreen nun doch etwas ungehalten. „In Deutschland gibt es erst seit 1918 das Frauenwahlrecht – und das nur, weil mutige Frauen dafür gekämpft haben.“ „Ach, das ist doch über hundert Jahre her“, hielt er dagegen. Doreen fuhr ungerührt fort: „Heute ist auch längst nicht alles gut – Frauen verdienen hierzulande im Schnitt weniger als Männer, leisten aber den Löwenanteil der Arbeit im Haushalt, kümmern sich um die Kinder oder pflegen die Angehörige. In der Politik sind sie dafür unterrepräsentiert – genauso wie in vielen Führungspositionen. Ein Frauentag scheint also doch noch immer nötig zu sein …“

Sie würde sich nicht den Tag verderben lassen
Fotos: Shutterstock
Er beeindruckte sie wirklich zutiefst!

„Ich wollte mir doch einfach nur was zum Frühstück kaufen“, gab er etwas zerknirscht zurück. „Frühstücken Sie doch einfach in einem netten Café – die haben nämlich offen – und denken dort darüber nach, wie es der anderen Hälfte der Gesellschaft so geht“, schlug sie vor. „Einen schönen Tag noch!“ Damit stapfte Doreen davon. Sie spürte, dass sie wütend war, Ignoranz regte sie immer auf. Dabei hatte der Typ eigentlich ganz nett ausgesehen. Was sein Verhalten natürlich nicht entschuldigte. Wobei sie sich selbst daran erinnern musste, wie s