Getrennt leben, zusammen lieben

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ROMAN

Sandra und Ulf sind seit einem Jahr glücklich miteinander. Das ändert sich, als das Thema Zusammenziehen aufkommt …

Vielleicht sollten wir heiraten“, meinte Ulf, als Sandra und er an einem Sonntag gemütlich zusammen im Bett f r ühstückten. „Heiraten? “ Sandra lachte. „Das haben wir doch beide schon hinter uns – und es ist bei keinem gut gelaufen.“ „Ja, das stimmt“, gab er zu. „Ich finde es nur so schön mit uns.“ Er gab Sandra einen liebevollen Kuss. „Das ist es auch“, sagte sie. „ Aber bevor wir über eine Hochzeit nachdenken – sollten wir nicht erst mal zusammenziehen?“ Ulf verzog das Gesicht. „Ich mag meine Räuberhöhle“, erklärte er dann. „ Außerdem habe ich da mein Homeof fice. Und es gefällt mir gut, abends zu dir zu kommen.“ Sandras Wohnung lag von seiner nur einen knappen K ilometer entfernt, sie sahen sich fast jeden Abend. „Ich mag meine Wohnung auch“, entgegnete sie. „ Außerdem streiten wir uns so nicht über den Abwasch.“ Es war wirklich angenehm, dass es für sie so wenig Konfliktfelder im Alltag gab. Seit über einem Jahr waren sie jetzt zusammen, und Sandra hatte sich selten so gut gef ühlt mit einem Mann. „Das heißt, du würdest heiraten wollen – aber nicht zusammenziehen? “, fragte sie jetzt. Ulf zuckte mit den Schultern. „Wieso nicht …?“

„Was ist denn das für ein Blödsinn?!“, ereiferte sich Sandras Mutter, nachdem die ihr von dem Gespräch mit Ulf erzählt hatte. „Wenn man es ernst miteinander meint, zieht man zusammen und heiratet. Punkt.

Eine Beziehung bewährt sich im gemeinsamen Alltag.“ Sandra seufzte. Sie bereute, dass sie mit dem Thema überhaupt angefangen hatte. A ndererseits – was, wenn ihre Mutter recht hatte? Wichen Ulf und sie nicht einfach den Herausforder ungen des Zusammenlebens aus? Sie waren ja schließlich keine Teenager mehr, sondern ein Paar weit über Fünfzig. Zu reif, um nur halbe Sachen zu machen …

Liebte er sie vielleicht doch nicht genug?

Fotos: Adobe Stock, iStock

„Was denkst du?“, fragte Sandra, als abends Bine bei ihr zu Besuch war. Auch das fand sie angenehm an den z wei Wohnungen – sie konnten sich jederzeit mit Freunden tref fen, ohne dass der andere zwangsläufig dabei sein musste. „Sind Ulf und ich vielleicht einfach feige?“ „Also, heiraten und keine gemeinsame Wohnung haben – das kann ich mir absolut nicht vorstellen“, antwortete

Nur was sie zwei wollten, war wichtig!

Bine. „Ich finde das wirklich total schräg. Und ich gebe deiner Mutter Recht: Mir wäre das auch zu unverbindlich, nicht mit dem Mann zusammenzuwohnen, den ich liebe. Das ist doch auch nach außen ein Signal.“ Über diesen Aspekt hatte Sandra noch gar nicht nachgedacht.

Eigentlich war es ihr egal, was die Leute von ihrer Beziehung hielten. Aber vielleicht war auch das naiv, und es ging tatsächl