„Er vergisst langsam alles – auch mich“

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Erstmals spricht sie über das Leben mit ihrem dementen Mann

Cordula (58)

„Ich liebe ihn über alles. Doch in den letzten Jahren habe ich mich so sehr aufgeopfert, dass von mir kaum noch etwas übrig ist“
Gerhard kommt mit alltäglichen Dingen immer weniger klar
Nicht jeder Demente lässt Berührungen zu. Gerhard (63) genießt sie jedoch sehr
Fotos: AdobeStock/LIGHTFIELD STUDIOS, iStock/peepo (2)

Der Schlaf war kurz, vielleicht drei, vier Stunden. Gerhard ist wieder auf Wanderschaft gegangen. Ich musste mit. So geht es seit ein paar Monaten. Nacht für Nacht. Er steht auf, zieht sich an, läuft unruhig durchs Haus, seit kurzem auch in den Garten und auf die Straße. Manchmal, wenn ich so müde bin, dass ich einfach nicht mehr kann, ertappe ich mich beim Gedanken, ihn einfach laufen zu lassen. Ohne ständig aufzupassen. Und dann tut es mir leid. Er tut mir leid. Doch ich mir langsam auch.“

Cordula und Gerhard sind seit 33 Jahren verheiratet. Nichts konnte in all der Zeit ihre Liebe erschüttern –bis bei Gerhard vor 3,5 Jahren eine beginnende Demenz diagnostiziert wurde. „Das war ein großer Schock! Das hätten wir nie für möglich gehalten. Er war Professor an der Uni, geistig immer sehr fit. Während seiner Vorlesungen hingen alle an seinen Lippen. Da blühte er auf. Dass ihm das alles abhanden kommt, zog uns den Boden unter den Füßen weg. Doch endlich hatten wir eine Erklärung …“, so die ehemalige Grundschul-Rektorin.

„Anfangs war es nur Vergesslichkeit“

„Es fing damit an, dass er ständig etwas vergaß, auch mal die Aktentasche. Immer öfter fand ich Teetassen im Ofen, seine Brille im Gemüsefach, den Autoschlüssel im Arzneischrank. Sprach ich Gerhard darauf an, wusste er von nichts, schämte sich aber. Dann kam die Phase, in der er immer rastloser wurde und permanent umherlief. Er