BAHN FREI!

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SIXDAYS BREMEN

Nach drei Jahren Pause feierte das traditionsreiche Sechstagerennen in Bremen ein Comeback – wenn auch verkürzt auf vier Tage. Es war ein großes Wagnis, aber der Mut hat sich gelohnt

GEBALLTE DYNAMIK Sechstagerennen konzentrieren die Faszination des Radsports im „Nudeltopf“
Fotos: Witters/Frank Peters (10)
EXTREM STEIL Die Kurven der 166 Meter kurzen Bremer Bahn sind mit einer Bande gesichert
FOTOS Witters/Frank Peters

Erik Weispfennig war einmal ein ziemlich guter Radrennfahrer. Unter anderem wurde er 1993 Deutscher Meister in der Mannschaftsverfolgung und im Jahr 2000 Weltmeister im Madison. Heute ist der 54-Jährige Sportlicher Leiter und Geschäftsführer beim Bremer Sechstagerennen und muss ein Meister in der Disziplin „Gratwanderung“ sein, er muss die Quadratur des Kreises beherrschen – und er muss wohl noch mehr Ausdauer und Leidensfähigkeit beweisen als zu seinen Zeiten als aktiver Rennfahrer. 2021 und 2022 fiel das Bremer Sechstagerennen aufgrund der Corona-Pandemie aus. Die ursprünglich für Januar 2023 geplante Veranstaltung sagten die Organisatoren im September 2022 ab. Die Kaufzurückhaltung der Menschen in Zeiten von Gaskrise und Inflation sowie die damals noch unklare Corona-Situation stellten ein zu hohes Risiko dar, hieß es in einer Presseerklärung.

SPORTCHEF Erik Weispfennig verantwortet seit 2012 den Sport bei den Bremer Sixdays

Jetzt, nach drei Jahren Zwangspause, einen Neuanfang zu wagen, war immer noch ein Wagnis. Es bedurfte schon einer Menge Mut, Unternehmergeist und ganz viel Liebe zum Bahnradsport, um sich darauf einzulassen. „Das war schon brutaler Druck“, gestand Weispfennig. Die Sponsorensuche war alles andere als einfach. Weispfennig ist in erster Linie für das Sportliche zuständig, aber als Geschäftsführer der veranstaltenden Event & Sport Nord GmbH (ESN) musste er darüber hinaus gemeinsam mit seinen Mitstreitern sicherstellen, dass das Gesamtpaket stimmt. Und will man ein stimmiges Gesamtpaket für ein Sechstagerennen schnüren, will man die Hallen voll machen, dann muss man sich darüber bewusst sein, dass der Bahnradsport – trotz zahlreicher Erfolge deutscher Athleten bei Welt- und Europameisterschaften – in Deutschland eine Randsportart ist und alleine nicht genug Zuschauer anzieht.

TOP-TEAM Vorjahressieger Nils Politt (unten) belegte mit Partner Lindsay De Vylder in diesem Jahr Platz drei

Erst recht nicht in Bremen. Die Sixdays im Norden waren immer schon etwas anders als die anderen; anders als die Sechstagerennen in Köln, München, Stuttgart, Dortmund und erst recht als die in Berlin. Während im Hauptstadt-Velodrom an der Landsberger Straße fast ausschließlich Radsport-Fans auf den Rängen saßen und mitgebrachten Proviant verzehrten, wurden in Bremen Ochsen am Spieß gegrillt, den VIPs die norddeutsche Spezialität Kohl und Pinkel serviert, und das Bi

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