Monica Bellucci und ich

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Kurzgeschichte

Eine kurvige Angelegenheit von Mimi Steinfeld

Luzia fühlt sich zu moppelig! Und jetzt kommt dieser Mode-Fatzke daher und will ihr einreden, sie sehe aus wie die berühmte italienische Schauspielerin. Lächerlich! Oder?

Der Anruf kam am Montagmorgen. Ich stand vor meinem Arbeitstisch aus grobem Holz und band einen lockeren Kranz aus Frühlingsblumen für eine standesamtliche Hochzeit. Es war noch recht kalt für März, und ich hatte den Holzofen im Verkaufsraum eingeheizt. Er glühte fast, und ich wischte mir mit dem Handrücken den Schweiß von der Stirn, bevor ich den Anruf entgegennahm. Es war Iris.

Wir hatten vor Jahren zusammen einen Yoga- und Pilates-Kurs besucht und hielten seitdem lockeren Kontakt. Iris, die Sportliche, die seitdem selbst Trainerin geworden war, und ich, die Unsportliche, die den Kurs nach nicht einmal zehn Stunden abgebrochen hatte und danach weitere zehn Kilo auf den Rippen trug. Okay, fünfzehn… Fünfzehneinhalb. „Luzia!“ Ich konnte vor meinem inneren Auge sehen, wie Iris sich das Smartphone zwischen Ohr und Schulter klemmte, während sie am Empfangstresen ihres Studios stand und ihre Unterlagen durchging.

„Hey, Iris!“ Mit der rechten Hand suchte ich die passenden Ranunkeln für den Kranz aus einem Haufen bunter Schnittblumen.

„Ich mach’s kurz“, fuhr Iris fort, „ich bin komplett im Stress …“

Ich musste lächeln, diesen Satz kannte ich von ihr nur zu gut.

„Hast du schon einen Auftrag für nächste Woche Freitag?“ „Hmmm…“ „Also, Luzia, hör zu, ich bin doch in dieses neue Studio umgezogen. Hatte ich erzählt, oder? Und nächste Woche ist die Eröffnungsfeier.“ „Okay…“ „Luzia, Liebes, ich habe total die Blumen-Deko vergessen. Bei dem ganzen Trubel.“

Ich schob die Schnittblumen zur Seite und ließ mich auf den Hocker hinter mir plumpsen. Es war zu warm in meinem kleinen Laden, eindeutig. Iris erzählte, was sie sich vorstellte. Weiße Lilien, clean, modern, aber mit einem Touch Romantik. Schließlich waren ihre Kunden meist weiblich. Die mochten das.

Ich sagte zu. Schließlich hatte ich nichts vor und konnte am Freitag den Laden auch ein paar Stunden früher dichtmachen. Ein schneller Anruf beim Holländer und die Lilien waren bestellt. Ich überlegte eine Weile, womit ich sie kombinieren würde, und entschied mich für Eukalyptus und Olivenzweige. Iris war supereigen in ihrem Style, aber ich war mir sicher, dass ihr diese Kombi gefallen würde. Ich sollte zum Glück recht behalten.

Fotos: Juliane Zitzlsperger, Shutterstock (2), PR

Am Freitag stand ich pünktlich um siebzehn Uhr mit meinen Arrangements vor Iris’ neuem Studio. Eines musste ich ihr lassen, sie hatte ein Händchen für die richtige Location.

Iris öffnete die Tür und winkte mich herein. Die Räume waren hell mit hohen Decken und tagsüber durch die riesigen

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