Kaum haben wir halbwegs begriffen, wie nützlich probiotische Bakterien im Frühstücksjoghurt sind, preisen Ernährungsexperten den nächsten Wunderstoff an: Mit Postbiotika, so heißt es, können wir unsere Darmflora – und damit Gesundheit und Immunsystem – noch weiter stärken. Hier erfahren Sie alles über die neuesten Lieblinge der Wissenschaft
Was bei der Verdauung im Körper geschieht, war früher geradezu ein Tabuthema. Das hat sich in den letzten Jahren drastisch geändert: Über kaum etwas wird unter Biologen, aber auch unter gesundheits- und wellnessbewuss-ten Laien mit so viel Wonne und Inbrunst diskutiert wie über den Darm und die Darmflora. Das liegt sicher auch an Fortschritten in der Forschung. Immer neue wissenschaftliche Erkenntnisse über das Mikrobiom (Gesamtheit der Mikroorganismen) im Darm und darüber, was dieses für unsere Gesundheit leistet, halten Forscher und interessierte Nichtfachleute in Atem. Und es kommen immer neue Bakterienfamilien hinzu, die vom Klimakterium bis hin zur Stimmung so ziemlich alles beeinflussen. Die neueste Entdeckung nach den Prä- und Probiotika (grob gesagt: Ballaststoffen und Milchsäurebakterien) sind sogenannte Postbiotika, und einmal mehr ist die Wissenschaft angesichts der tollen Effekte dieser Wunderstoffe hin und weg.
Postbiotika sind ein recht neues Forschungsgebiet; die Hälfte aller wissenschaftlichen Arbeiten zum Thema sind erst 2021 oder später erschienen. Doch seit einigen Jahren wird auch außerhalb der Labors immer mehr über sie gesprochen, was man schon daran sieht, dass sich die Zahl der Google-Suchen nach Postbiotika seit 2019 vertausendfacht hat. Aber was sind das eigentlich für Stoffe und was können sie für uns tun?
Vereinfacht gesagt sind Postbiotika „Abfallprodukte“ unseres Mikrobioms, denen – von der Stärkung des Immunsystems bis hin zur Linderung chronischer Krankheiten – erstaunliche gesundheitliche Nutzwirkungen nachgesagt werden. Tatsächlich konnten sich die Wissenschaftler aber erst 2019 auf eine Definition einigen. „Inzwischen definieren wir Postbiotika als ‚Präparat aus unbelebten Mikroorganismen und/oder deren Bestandteilen, die dem Wirt einen gesundheitlichen Vorteil verschaffen‘“, erklärt Professor Colin Hill, Mikrobiologe am University College Cork (Irland). „Das soll bedeuten, dass es sich um abgetötete Mikroben handelt, die eine positive Auswirkung auf die Gesundheit haben, was durch strenge wissenschaftliche Untersuchungen belegt ist.“ Konkret sind das tote, aber noch immer nützliche Bakterien, die zurückbleiben, wenn Ihr Körper Prä- und Probiotika verdaut.
Was verspricht man sich von der Neuentdeckung?
Warum aber hat es so lange gedauert, bis man sich über die Definition einig war? Hauptsächlich lag es an mangelnden Kenntnissen. „Wir wussten schon eine Weile, dass es Postbiotika gibt
