Wir alle kennen Vereinsläufer, Laufeinsteiger, Kilometersammler und Rennmaschinen. Doch es gibt noch viele, viele andere Typen von Läufern. Tatsächlich bietet unser Sport so ziemlich jedem Kauz und Freak eine Heimat …
Text JOHN CARROLL
01.
Das Babyjogger-Pärchen
Ihr Laufkinderwagen ist von Maserati, und ihre Laufklamotten stammen stets aus der jeweils neuesten Ausgabe der „Vogue“. Sein Haar ist so glänzend und perfekt gepflegt wie das Fell eines verhätschelten Seehunds; ihres ist zu einem Pferdeschwanz gebunden, der nie hin- und herschwingt, da sie ihm das verboten hat. Bei Läufen im Park gleiten beide nur so an normalsterblichen Läufern vorbei und scheinen dabei nicht einmal zu atmen. Das Baby im Buggy dient lediglich als Ballast, und anschauen darf man es erst, wenn man eine Geheimhaltungsvereinbarung unterzeichnet hat, denn es sieht überraschend unscheinbar aus. Manche haben noch einen Hund am Buggy festgeschnallt, vermittels einer Perlenkette. Dieser hat ein kurzes, rotbraunes Fell und die stolze Attitüde eines Westentaschendiktators.
02. Der Ultraläufer
Dieser Typ läuft gleich morgens 40 Kilometer und lächelt danach breit, denn er ist
ja gerade 40 Kilometer gelaufen. Er trägt kaum Laufbekleidung, da es an ihm herzlich
wenig zu bedecken gibt: Ultras bestehen aus langen Muskelsträngen und Sehnen, die,
wenn man daran zupft, so klingen wie die E-Saite einer Geige. Ultras besitzen eine
zerlesene Erstausgabe von Chris McDou-
galls „Born to Run“, und sollten sie je als Zeuge vor Gericht geladen werden, werden
sie darauf bestehen, ihren Eid auf das Buch zu leisten. Wenn Sie einem Ultraläufer
erzählen, Sie seien bereits drei Marathons gelaufen, wird er fragen: „Heute?“
03. Der knorrige Veteran
Dieser alte Routinier läuft bei Wind und Wetter und durch die Jahrhunderte. Sein Trikot hängt verloren an knochigen Schultern; es ist aus Flachs und noch auf dem Webstuhl gefertigt. Er trägt Turnschuhe aus Segeltuch, aber keine Socken – die hält er für Tinnef. Seine Shorts sind aus kratzigem Tweed, und wund gescheuerte Stellen wie blutige Brustwarzen beim Marathon betrachtet er als Strafe Gottes dafür, dass man zu viel schwitzt. Er hat wirres Haar und einen wilden Blick, spitze Ellenbogen und aufgeschürfte Knie, und seine persönliche Bestzeit im Marathon ist 2:30:25, aber das weiß er nicht, weil er die Zeit anhand des Stands der Sonne misst. Der verbliche