UMDENKEN!

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WAS PASSIERT, WENN MAN DAS HERKÖMMLICHE TRAININGSMODELL AUF DEN KOPF STELLT UND ERST DIE SCHNELLIGKEIT UND DANN DIE AUSDAUER TRAINIERT? DIE VOM US-SPORTPHYSIOLOGEN, ELITE-LAUFCOACH UND BUCHAUTOR JASON KARP ENTWICKELTE REVOLUTIONÄRE METHODE KÖNNTE AUCH SIE ZU EINEM BESSEREN LÄUFER MACHEN UND ES IHNEN ERMÖGLICHEN, IHRE MARATHON- UND HALBMARATHON-BESTZEITEN DEUTLICH ZU STEIGERN

Als Sara mich ansprach, saß ich vor einem Café in meinem Viertel und schlürfte gemütlich einen Chai Latte. Sara hatte bereits sechs Marathons und zwei Ultramarathons absolviert. Ihre 42-Kilometer-Bestzeit lag bei 3:42 Stunden und sie wollte sich gern für den Boston-Marathon qualifizieren. Doch obwohl sie viel lief, entwickelte sich ihre Form nicht wie erhofft. Sara setzte sich zu mir, um über ihre Aussichten für Boston zu sprechen. „Wie war dein Lauf heute?“, fragte ich. (Sie hatte gerade einen 25-Kilometer-Lauf absolviert.) „Gut, aber ich fühle mich langsam. Ich habe das Gefühl, von der Boston-Quali weit entfernt zu sein“, antwortete sie. „Lass uns sehen, wie wir das hinkriegen“, sagte ich. „Die Zeit, die du brauchst, um dich für Boston zu qualifizieren, ist 3:35 Stunden. Das ist schneller als dein aktuelles Schwellentempo, also das Tempo, bei dem Sauerstoffaufnahme und
-verbrauch noch in einem ausgewogenen Verhältnis stehen. Aber es ist unmöglich, einen Marathon in einem Tempo zu laufen, das über dem Schwellentempo liegt. Du musst also erst schneller werden.“

Ich war einfach nur ehrlich, aber kein Läufer hört gern, er sei zu langsam, um sein Ziel zu erreichen. „Okay“, antwortete sie, „dann machen wir es auf deine Art.“ Sara sollte während der kommenden Saison weniger Zeit mit Marathonläufen verbringen und sich stattdessen auf die Steigerung ihrer Laufgeschwindigkeit konzentrieren. Es war nicht leicht, sie zu überzeugen; sie liebte Marathons und das damit verbundene Ausdauertraining. Vielen Läufern geht es ebenso, vielleicht weil Ausdauer eine Eigenschaft ist, die uns Menschen besonders liegt.

Erst das Tempo und dann …

Es dämmerte schon, während Sara und ich noch immer ihr Training besprachen. „Werde ich mich bei so viel Tempoarbeit nicht verletzen?“, wandte sie ein. „Gute Frage“, antwortete ich. „Viele Läufer glauben, dass Laufen mit hoher Intensität Verletzungen verursacht. Aber das ist ein Mythos. Man kann sich genauso leicht verletzen, wenn man lange Strecken in langsamem Tempo läuft. Zwar sind die wirkenden Kräfte bei kurzen, schnellen Läufen größer, aber bei langen Läufen sind es dafür zermür

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