TRAUM INSEL

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SONNE, BERGE UND RENNRÄDER: MALLORCA IST DER KLASSIKER UNTER DEN RAD-DESTINATIONEN. DIE INSEL BIETET FAST ALLES TRAININGSOPTIONEN, EMOTIONEN, ERLEBNISSE. REPORT & TOP-TOUREN.

Fotos: Jens Scheibe

Unter mir liegt eine Bucht mit glasklarem türkisblauem Wasser – über mir die nächste Serpentine. Eine von etlichen. Die Abstände zwischen den engen Kurven sind gering, 20, 30, 40 Meter vielleicht. Rechts, links, rechts, links, rechts, links. Immer wieder. Und immer bergauf. Vorhin, in der Gegenrichtung, bergab, konnte ich die Ausblicke auf das Meer unter mir genießen. Es gibt nur ein Sträßchen, das hierherführt. Es ist schmal und leer. Unten: 20, 30 Häuser, zwei kleine Restaurants, ein paar Wanderer, vier Menschen, die in der kleinen Bucht auf einem Kiesstrand liegen. Das ist alles. Das ist – kaum zu glauben. Denn dies ist Mallorca, das „17. Bundesland“, die „Radfahrer-Insel“.

Neues & Bewährtes

Ich war zuvor weit mehr als zwanzigmal auf der Insel, vor langer Zeit: Team-Trainingslager, „Kilometer-Schrubben“, immer zwischen Dezember und Mitte März, manchmal zweimal pro Jahr. Diesmal ist alles anders. Ich bin zur absoluten Radfahrer-Hochsaison hier. Die Straßen bestehen aus Rennradfahrer-Gruppen in bunten Trikots und ein bisschen Asphalt dazwischen. Ich fahre bergauf, auf diesem vielleicht 2,50 Meter breiten Wegchen, schwitze, schnaufe und schüttle den Kopf. Ich dachte, ich kenne – fast – jeden Meter Asphalt hier. Doch diese traumhafte Strecke ist mir neu. Es ist eine Art „Mini-Sa-Calobra“: Eine Straße, genauer eine Sackgasse, führt über viele Serpentinen von den Bergen hinunter zu einem Dörfchen am Meer. Doch diese Traumstraße ist viel leerer als jene berühmte weiter nördlich. Hier gibt es keine Reisebusse, keine Touristen-Miet-Auto-Kohorten und auch sehr viel weniger Radfahrer. Ich bin auf dem Weg zurück von Port de Valldemossa nach oben. Unten war der Ort meiner Mittagspause. Fisch, Patatas Bravas, Kartoffeln mit scharfer Sauce, Calamari, Cortado-Kaffee – auf der Dachterrasse eines der beiden Restaurants, die es hier gibt. Mit offenem Blick auf die Bucht, das funkelnde Meer, die zwei, drei Badenden – auf das Mallorca, wie es wohl früher war beziehungsweise an manchen

Orten und „außerhalb der Touristen-Hochsaison“ teils noch ist. Dies ist mein dritter Tag auf der Insel und mein dritter auf dem Rad. Ich bin nicht für ein Trainingslager hier, sondern um Radfahren, Urlaub und Erholung miteinander zu verbinden. Eigentlich. Doch schon am ersten Tag, nach der ersten Stunde auf dem Rad, lasse ich mich „anstecken“ – mit der hier üblichen Übermotivation. Man ist hier fast nie allein. Ständig sind andere Rennradfahrer um einen herum, vor einem, hinter einem. Meist sind es ganze Gruppen. Man überholt, man wird eingeholt, man redet, man fährt zusammen. Das ist Mallorca im Frühjahr. Die Hochsaison ist

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