PASSJAGD

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RUHE, NATUR, HÖHENMETER, NEUES – LANGE ANSTIEGE, HÜGEL UND PÄSSE. DARUM GING ES BEI DER RENNRAD-PASSJAGD. ÜBER DIE FASZINATION, BERGAUF ZU FAHREN.

Fotos: Hermino Katzenstein, Ernst Lorenzi,Kurt Böckle, Jürgen Amann, quaeldich.de

28 Prozent Steigung. Schweiß tropft auf seinen Radcomputer. Die Herzfrequenz: 175. Noch 500 Meter. Fünf Minuten später ist er oben – auf 1407 Metern über dem Meeresspiegel. Er blickt hinunter ins Tal. Über das Berner Oberland. 50 Minuten zuvor ist er in Reichenbach im schweizerischen Kandertal gestartet. Sein Ziel: die Griesalp. Die Daten des Anstiegs: 14 Kilometer, 700 Höhenmeter, fünf Prozent Durchschnittssteigung. Der Steigungsgrad der letzten zwei Kilometer: 16 Prozent. Die maximale Steigung: 28 Prozent. Der Anstieg auf die Griesalp ist die steilste Postauto-Straße der Schweiz – und einer von vielen harten Rennrad-Anstiegen des Landes. Für uns von RennRad ist er einer von 111 Top-Anstiegen in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Deshalb stand er auf unserer Liste – der Liste zur „RennRad-Passjagd powered by quäldich.de“. Zusammen mit den Radreise- und Passspezialisten erstellten wir eine Challenge für die gesamte Radsaison 2022. Die Regeln waren extrem einfach: hinfahren, hochfahren, eintragen, fertig. Die Griesalp ist sein 26. Pass. Weitere 38 folgen. Damit beendet er die „RennRad-Passjagd powered by quäldich.de“ mit insgesamt 64 real befahrenen Pässen auf Rang zwei. Gerne wäre er noch mehr Anstiege der Passjagd gefahren. Vor allem auf den Aschberg bei Eckernförde und auf ein paar österreichische Alpenpässe wollte er noch. Doch im Frühsommer erkrankt er an Covid-19. Er hat einen milden Verlauf. Doch als er wieder aufs Rad steigt, fühlt er sich nicht gut. Die Herzfrequenz ist viel zu hoch. Schon nach wenigen Kilometern ist er erschöpft. Er braucht ein paar Wochen, bis er wieder bergauf fahren kann. Als er sich wieder gut fühlt, stürzt er nur vier Wochen später schwer. Er bricht sich den Unterarm – und muss erneut wochenlang pausieren. Erst Ende Oktober kann er wieder draußen fahren. Einige der hohen Pässe in den Alpen sind zu dieser Zeit bereits nicht mehr befahrbar. Doch er nutzt den milden Herbst – und „sammelt“ noch einige Berge in den deutschen Mittelgebirgen. Sein Name: Hermino Katzenstein. Er ist 54 Jahre alt, hat einst Physik studiert und ist seit 2016 Landtagsabgeordneter für die Grünen in Baden-Württemberg. Davor hatte er im Rechenzentrum der Universität Heidelberg gearbeitet – zuletzt als Personalratsvorsitzender der Universität. Seit gut 30 Jahren fährt er Rennrad – jedes Jahr durchschnittlich 6000 bis 8000 Kilometer. Auch an Radmarathons wie dem Ötztaler, dem Engadiner oder dem Schwarzwald Ultra nimmt er immer wieder teil. Seine Bestzeit beim Ötztaler Radmarathon: 10:52 Stunden im Jahr 2013 – bei Eisregen auf dem Kühtai. Als Politiker setzt er sich sehr stark für e

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