Reader's Digest
23 February 2022
Liebe Leserin, lieber Leser, wenn ich in Österreich, Deutschland oder der Schweiz reise, stelle ich unweigerlich fest: Es gibt nicht ein Deutsch! Das gilt nicht nur für die Mundart. Auch die Schriftsprache unterscheidet sich. Mir gefällt es gut, dass man in der Schweiz mit dem Velo fährt statt das Rad zu nehmen. Wie schade wäre es, wenn österreichische Restaurantgäste auf ihr Backhendl verzichten müssten, weil der Service nur paniertes Hühnchen kennt. Manches muss das „deutsche“ Deutsch sogar umschreiben, weil ihm die Entsprechung fehlt: „Doppelter Espresso mit Wasser verlängert und mit Schlagsahne garniert“? „Einspänner“ ist prägnanter. Nun gibt es gerade bei der Schriftsprache eine Tendenz, das „Deutsch der Deutschen“ als Norm anzuerkennen. Was die Autoren unseres Beitrags Deutsch ist nicht gleich Deutsch (Seite 62) bemängeln. Ich muss zugeben, dass ich die Sorge der österreichischen Kollegin und des schweizerischen Kollegen nicht teile. Auch ich esse gern „Müesli“, bin aber froh, dass ich in der Küche keine „Müsli“ habe. Und das Wiener Schnitzel schmeckt mir immer noch am besten mit Petersilerdäpfeln. Trotzdem stört es mich nicht, wenn ich in den deutschsprachigen Ausgaben unserer Zeitschrift von Frühstuück, Mäusen oder Kartoffeln lese. Ich denke, geschriebene Sprache sollte für möglichst viele verständlich sein. Im gesprochenen Wort und der informellen Kommunikation dagegen möchte ich die regionalen Eigenheiten keinesfalls missen. Weshalb ich es übrigens großartig finde, dass die meisten Schweizerinnen und Schweizer Kurznachrichten auf dem Smartphone in Mundart verfassen. Egal, welches Deutsch Sie sprechen: Ich wünsche Ihnen viel Vergnügen an der Lektüre unserer neuen Ausgabe! Es grüßt Sie herzlich Ihr Michael Kallinger
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