Reader's Digest
20 May 2020
Liebe Leserin, lieber Leser, Anleitung zum Unglücklichsein heißt ein Buch des Psychologen Paul Watzlawick. Das Werk erschien 1983 und zählt noch immer zu den besten Ratgebern in Sachen Lebenshilfe. Das liegt daran, dass man sich bei der recht eingängig gehaltenen Lektüre unweigerlich selbst erkennt – sich und die zutiefst menschliche Neigung, sich das Leben schwerer zu machen als nötig. Dass wir unsere Titelzeile auf dem Umschlag dieser Ausgabe an Watzlawick angelehnt haben, kommt nicht von ungefähr. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen ganze Nationen in eine Krise katapultiert worden sind, sollten wir uns auf das besinnen, was uns wirklich glücklich macht – und auf das verzichten lernen, was wir nicht brauchen. Die mit der Corona-Pandemie verbundenen Einschränkungen haben uns schwer getroffen. In mancherlei Hinsicht hat uns das Kontaktverbot aber auch näher zusammengebracht – beispielsweise in den Familien. Wir haben mehr miteinander gesprochen, gespielt, gekocht, gelacht und geweint; haben scheinbar Selbstverständliches wie einen Spaziergang in der Natur wieder schätzen gelernt. Wir haben erkannt, was uns fehlt, wenn wir nicht zur Arbeit, zu Freunden, in den Verein, ins Konzert oder ins Fußballstadion gehen können. Dafür konnten wir das eine oder andere wiederentdecken – das Lesen von Büchern, Gesellschaftsspiele, lange nicht mehr gehörte Musik. Auch technisch haben sich viele von uns geöffnet, haben zum ersten Mal per Videotelefonie Kontakt zu Kindern und Enkeln gehalten. Deshalb sage ich, ja, wir leben in unerwartet schweren Zeiten. Aber es liegt an uns, darüber die schönen Seiten des Lebens nicht zu vergessen. Es grüßt Sie sehr optimistisch Ihr Michael Kallinger
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