„Es ist schön, dass Radfahren wieder zum Leben dazugehört“

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Interview Kristina Vogel

Im Gespräch mit Bahn-Olympiasiegerin und Radsport-TV-Kommentatorin Kristina Vogel

Als enorm willensstarke Bahn-Radsportlerin war Kristina Vogel Weltspitze. Bis zu ihrem schweren Trainingsunfall 2018, der sie dazu zwang, sich neu erfinden zu müssen. Eine Unterhaltung über wiedergefundenen Radspaß, den mentalen Druck von Leistungssportlern und soziales Engagement.

FOTO: KATREIN BRENNER

Zweifache Olympiasiegerin – bei den Spielen in Rio de Janeiro 2016 im Sprint, 2012 in London im Teamsprint –, 17 Weltmeistertitel, darunter die letzten beiden 2018 im Sprint und Teamsprint – als Bahnradsportlerin ist Kristina Vogel die erfolgreichste der Welt. Obendrein beeindruckte die 33-jährige Deutsche als 23-fache deutsche Meisterin auf der Bahn und mit ihrem 500-m-Weltrekord mit fliegendem Start.

Die spektakuläre Radsportkarriere von Kristina Vogel beendete ein schwerer Trainingssturz auf der Bahn im Sommer 2018 abrupt. Bei dem krassen Unfall wurde das Rückenmark der Rad-Leistungssportlerin durchtrennt. Seitdem ist Vogel querschnittsgelähmt, nutzt einen Rollstuhl. Trotz dieses heftigen, lebensverändernden Ereignisses: Ihre Lebenslust und ihr Lebenswille sind unverletzt geblieben. Mehr noch hat es Kristina Vogel geschafft, ihr Leben neu zu gestalten. Bunt, erfolgreich. Als Trainerin in der Bundespolizei-Spitzensportfördergruppe arbeitet sie mit Radsportlern zusammen, unterstützt sie mit ihren eigenen Erfahrungen – etwa zum Aufbau wichtiger mentaler Stärke. Lebendiger Teil der Radsport-Community ist die ehemalige Bahn-Profisportlerin auch als Radsport-Fernsehkommentatorin für ZDF und Eurosport geblieben. In ihrem 2021 veröffentlichten, autobiografischen Buch „Immer noch ich. Nur anders“ schreibt Vogel über ihre Karriere im Radsport und die herausfordernde Neuorientierung ihres Lebens nach ihrem Unfall. An einem zweiten Buch hat sie bereits gearbeitet: Ein Kinder-Bilderbuch, das 2024 erscheinen soll.

FOTO: BARRY LANGLEY/WIKIMEDIA

Einsatz für Menschen mit Behinderung

Ihre beachtliche mediale Reichweite nutzt Kristina Vogel regelmäßig, um auf die immer wieder unnötig schwierige Lebenssituation von Menschen mit Behinderung hierzulande hinzuweisen. Herausfordernde, die eigene Lebensqualität mindernde Alltagssituationen, die sie als Rollstuhlfahrerin leider mitunter tagtäglich erlebt. Und zu denen sie, völlig nachvollziehbar, eine starke Meinung hat. Für Vogel ist es inakzeptabel, wenn Schüler mit körperlichen Behinderungen kein Abitur ablegen können, weil der Zugang zu ihrer Schule nicht barrierefrei gestaltet ist – und sie sich mit einem Hauptschulabschluss „zufriedengeben“ sollen, weil die entsprechende Schule zugänglich ist. „Jeden Tag erlebt man als Mensch mit Behinderung Diskriminierung. Es ist super frustrierend, dass man nicht mit der gleichen Leicht

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