Die Stärke von festen Routinen besteht darin, dass sie wie ein zweites Ich wirken

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Routinen bestehe darin, sagt Wood, dass sie wie ein zweites Ich wirken, das unterschwellig arbeitet, ohne dass wir es überhaupt merken. Ist eine Gewohnheit erst mal etabliert, läuft sie wie von allein ab, ohne dass wir Willenskraft oder Selbstkontrolle brauchen.

Die an der University of Pennsylvania lehrende Verhaltensforscherin Katy Milkman vergleicht Gewohnheiten mit Standardeinstellungen beim Computer oder Handy. „Einmal festgelegt, kann man sie vergessen, was unserer angeborenen Faulheit zugutekommt“, schreibt sie in ihrem Buch How to Change. The Science of Getting from Where You Are to Where You Want to Be. „Sobald Gepflogenheiten eingeschliffen sind, lassen sie gewünschte Verhaltensweisen wie auf Autopilot ablaufen, ohne dass wir an sie denken müssen.“

Ziele mühelos verfolgen

Eigentlich müssten wir uns mit Gewohnheiten gut auskennen, denn sie bestimmen einen großen Teil unseres Lebens. Nach einer Studie von Wood wiederholen Menschen in einander ähnelnden Situationen etwa 43 Prozent ihrer täglichen Handlungen – während sie über etwas anderes nachdenken. Sie handeln automatisch, ohne wirklich Entscheidungen zu treffen. Mit anderen Worten: Sie handeln gewohnheitsmäßig.

Fast jedes Verhalten kann zu einer Alltagsroutine werden. In Woods Untersuchung erledigten die Teilnehmenden 88 Prozent der täglichen Hygiene wie Duschen und Anziehen, 55 Prozent ihrer Aufgaben am Arbeitsplatz, 48 Prozent des Entspannens und Ausruhens sowie 44 Prozent ihrer sportlichen Aktivitäten, ohne einen Gedanken darauf zu verwenden. Das Alter machte keinen Unterschied; junge Menschen waren genauso Gewohnheitstiere wie ältere. Es spielte auch keine große Rolle, welche Persönlichkeitsmerkmale jemand hatte.

Für etwas, das so wesentlich zum Menschsein gehört, seien uns Gewohnheiten seltsam unvertraut, schreibt Wood – was bei näherem Hinsehen allerdings gar nicht so seltsam ist. Unsichtbarkeit sei ein wesentliches Merkmal der Gewohnheit, erklärt die Psychologin. Gewohnheiten arbeiten so reibungslos, dass wir nicht an sie denken; genau das macht ihre Dauerhaftigkeit aus.

Die Welt der Gewohnheiten sei so in sich abgeschlossen, argumentiert Wood, dass es sinnvoll sei, sie als eine Seite von uns zu betrachten, „die im Schatten des denkenden Bewusstseins steht, das wir so gut kennen. Am Werk ist ein riesiger, halb verborgener, unbewusster Apparat, den wir zwar mithilfe von Signalen und Kommandos aus unserem Bewusstsein steuern können, der aber letztlich ein Eigenleben führt – ohne die Einmischung der kognitiven Kontrolle. Gewohnheiten sind etwas Unterschwelliges, Verstecktes. Wir haben nicht die gleiche Kontrolle über sie wie über unsere bewussten Entscheidungen.“

Wenn wir doch mal an unsere eingefahrenen Verhaltensweisen denken, so Woods Erfahrung, dann geschieht das, wenn wir schlechte

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