Liebe Leserinnen und Leser

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sie erzählen, wie Heimat für sie riecht, welches Musikstück für sie bedeutsam war, oder auch, ob sie als Kind wegen ihres Vornamens gehänselt wurden: In Erzählcafés können Menschen zu ganz unterschiedlichen Themen aus ihrem Leben berichten. „Erzählen ist freiwillig, Zuhören ist Pf licht“, sagt Johanna Kohn über das Wesen von Erzählcafés. Sie ist Professorin an der Hochschule für Soziale Arbeit, Fachhochschule Nordwestschweiz und die Expertin für das Thema.

Erzählcafés gibt es seit den 80er Jahren, berichtet sie mir, und inzwischen haben sie ganz unterschiedliche Ausprägungen: Es gibt solche, in denen sich Menschen aus einem Bezirk oder einem Quartier treffen und von ihrer Kindheit und Jugend berichten, und ein Historiker dokumentiert das Erzählte, um den Alltag des Ortes zu verstehen. Oder welche, in denen Frauen über ihre Geburtserfahrungen sprechen oder junge Männer im Jugendzentrum über ihre Erlebnisse. Johanna Kohn selbst hat in der Schweiz Erzählcafés ins Leben gerufen, in denen sie Menschen zusammenbringt, die sich sonst nicht wahrnehmen würden: Menschen mit und ohne Gehör, Menschen mit und ohne Geld, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund, Menschen mit verschiedenen Sprachen.

Was unterscheidet diese Angebote von einem Stammtisch oder einem Kaffeeklatsch, frage ich die Professorin, und sie berichtet mir von den Rahmenbedingungen, die ein Erzählcafé haben soll: Es darf nichts kosten, die Räume müssen barrierefrei sein, erst wird zu einem bestimmten Thema erzählt, danach gibt es Kaffee. Eine Moderatorin oder ein Moderator sorgt dafür, dass alle gehört werden, die etwas beitragen wollen. Und dafür, dass die Erfahrungen eines Menschen nicht bewertet werden und sich keine Diskussionen entwickeln, was gut und richtig ist oder falsch war. „Es soll keine Mainstreamgeschichte entstehen, also: Jemand erzählt eine starke Geschichte, und alle versuchen, etwas Ähnliches zu

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