PRIME Skiing Magazine
21 February 2020
In meinem letzten Editorial habe ich noch die Tatsache abgefeiert, dass beim Freeskiing jeder seine ganz individuelle Art des Skifahrens erfinden und zelebrieren darf – und dass erst diese Vielfalt auf zwei Brettern unseren Sport dazu gemacht hat, was er heute ist. Den Beweis für diese Behauptung durfte ich erst Anfang Februar wieder beim Freeriden in Südtirol erleben. Für eine Story in den Dolomiten wollte ich mit zwei Pros auf Bilderjagd gehen, um das Potenzial der fotogenen Berge mit meiner Kamera einzufangen. Freundlicherweise hatte uns Gröden einen Guide gestellt, der uns seinen heimischen Spielplatz präsentieren durfte. Seit Mitte Dezember hätte es zwar nicht mehr wirklich geschneit, erklärte uns der Local, dafür aber auch nicht bis in hohe Lagen geregnet wie jenseits des Brenners. Zudem sei in den nordseitigen Rinnen sicher noch Powder zu finden. Nach einem halben Tag wurde uns die örtliche Definition von Powder bewusst, nachdem wir durch unglaublich schmale, enge Rinnen getrieben wurden, die beinahe senkrecht vom Sass Pordoi abfielen. Tatsächlich hatte der Wind einen Hauch von Triebschnee auf dem eisigen Untergrund abgeladen, was unserem Guide ein freudiges Funkeln in die Augen zauberte. Erst am Abend, als wir die ambitionierten Runs inklusive Abseilen verarbeitet hatten, wurde uns klar, dass Freeriden hier Rinnenfahren mit einem ausgeprägten alpinen Charakter bedeutet, weil die geologische Struktur rund um den Sellastock genau diese Art des Skifahrens begünstigt – oder fast nur zulässt. Für unseren Local war es anfangs also gar nicht verständlich, dass wir nach freien Flächen suchten, um das unglaubliche Panorama mit Ski-Action zu kombinieren, wo doch noch so viele extremere, aber befahrbare Risse im Sellastock auf uns warteten. Nach zwei Tagen hatten wir es aber geschafft, ihm auch unseren Blick für das Gelände und unsere Art des Skifahrens näherzubringen und fuhren auch mal die vereinzelten offenen Runs unterhalb der Felsmassive. Von da an konnten wir gegenseitig von unseren Vorlieben profitieren. Und darum geht es letztlich doch, oder? Offen sein für Neues, anderen Mindsets ihren Raum geben und unvergessliche Erfahrungen sammeln. Genau das wünschen wir euch für den restlichen Winter. Ride on!
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