MEIN SOMMER-ICH

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CIAO BELLA, DA BIST DU JA WIEDER!

Adieu, Alltag und Routinen – endlich Urlaub! Und mit ihm das Gefühl von Leichtigkeit und Freiheit. Doch wie können wir unsere gechilltere Seite auch nach den Ferien bei Laune halten?

SUMMER OF LOVE 1968 fotografierte der Amerikaner Slim Aarons ein Paar am Caleta Beach in Acapulco. Der Fotograf war sonst eher auf Jetsetter und Stars spezialisiert

Es ist jedes Jahr das Gleiche. Kaum steht der Sommerurlaub an, verwandle ich mich in eine andere. Klar, erst ist noch alles stressig – Planen, Buchen, Packen, der Endspurt im Job –, doch dann, quasi über Nacht, ist es auf einmal da: mein Sommer-Ich. Jene lässige, fröhliche, entspannte und gleichzeitig fidele Version meiner selbst, die sich die übrige Zeit im Jahr leider viel zu selten blicken lässt. Sobald ich aber mit den Füßen im Wasser am Strand von Biarritz entlangschlendere, in der Provence gekühlten Rosé trinke oder auf Mykonos den Sonnenuntergang bestaune, fühle ich mich wie auf Wolken: federleicht und ganz und gar im Hier und Jetzt.

SORGLOSE TAGE UND WOCHEN

Doch warum gelingt mir das nur auf Reisen? Es war doch mal anders. Früher, zu Teenager-Zeiten und auch noch in meinen 20ern, reichten allein die ersten hellen Tage, und schon war sie da: die Leichtigkeit des Seins – und blieb ohne Mühe bis in den September hinein. Man musste nicht verreisen, um das Leben und sich selbst intensiv zu spüren. Ob im Freibad, am Baggersee oder im Park im Halbschatten einer alten Eiche, dieses herrliche Gefühl von Freiheit und Alles-ist-möglich durchströmte einen überall. Die Tage waren lang und sorglos. Ein wunderbarer Mix aus Nichtstun und Abenteuer. Wir haben Arschbomben vom Beckenrand gemacht (erst recht, wenn es verboten war), sind nachts mit Mopeds über Felder geknattert, haben getanzt, geknutscht und den Zauber des Augenblicks genossen.

IN DER FERNE SCHALTE ICH AB

Im Rückblick muten diese Sommer paradiesisch an. Eine Verklärung? Vielleicht. Heute sind es zwei, vielleicht drei Wochen im Jahr, in denen ich so richtig runterkomme. Zu Hause zwischen Mails und Meetings lässt sich mein Sommer-Ich nicht mehr so leicht heraufbeschwören – und sind die Nächte noch so lau. Es braucht das Rauskommen, die Ferne, um eine andere zu werden. Eine, die gechillt und geduldig ist mit sich und anderen und offen und neugierig auf die Welt blickt. Eben so, wie ich das ganze Jahr gern wäre. Die Psychologin

und Reisetherapeutin Christina Miro hat dafür eine logische Erklärung. „Reisen ermöglicht es uns, nicht nur physisch, sondern auch psychisch Abstand zu gewinnen. Gedanken über die Vergangenheit und Sorgen um die Zukunft rücken in den Hintergrund, was uns erlaubt, ganz im Moment zu leben.“ Fremde Wege, neue Speisen, andere Menschen – jetzt habe ich Zeit und Muße, mich vom Leben überraschen zu lassen. Frische Eindrücke beflügeln meine Seele und die Sinne. Und

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