Von Angebot und Nachfrage

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Ende Herbst fallen die Blätter und die Preise für übriggebliebene Fahrräder, vor Weihnachten steigen die Preise, und zu Saisonbeginn sollte man grundsätzlich nicht kaufen, weil teuer. Das stimmt so seit einiger Zeit nicht mehr. Wir sagen, wann und warum man ein Schnäppchen machen kann.

Wenn im Juli auf der Eurobike die Neuheiten für die nächste Saison vorgestellt werden, fallen im gleichen Moment die Preise der Vorjahresmodelle. Das freut diejenigen Verbraucher, die nicht unbedingt das Aktuellste in Sachen Technik haben müssen, und ärgert den Händler, denn der musste bei der Bestellung seiner Ware wegen dieses Ablaufdatums deutlich präziser voraussehen, was er bis zu diesem Tag an den Mann oder die Frau bringen kann. Im Frühling begann der große Run auf die neuen Modelle, und was im Mai noch im Laden stand, wurde mit der ein oder anderen „Dreingabe“ oder zu verschmerzenden Rabatten dann doch noch verkauft. Dieses eingespielte System bzw. dieser quasi in jeder Konsumbranche existente Rhythmus wurde vor vier Jahren über den Haufen geworfen – in fast jedem Techniksegment, aber bei den Fahrrädern ganz besonders, wobei der Ursprung dieses Paradigmenwechsels schon etwas früher zu suchen ist. Die Auswirkungen für Händler, Hersteller und Konsumenten sind aber ganz genau jetzt maximal zu spüren. Schaut man sich den aktuellen Fahrradmarkt an, sieht man kaum noch Bikes und Zubehör zum Listenpreis oder UVP (unverbindliche Preisempfehlung des Herstellers). Viele Läden sind jetzt im Frühjahr mit den roten „SALE“-Bannern geschmückt, wie man sie eher zum Schlussverkauf im Herbst oder an zwielichtigen Matratzenshops vermuten würde. Online sieht das nicht anders aus. Bis zu 70 Prozent Nachlass auf Fahrräder haben wir bei unseren Recherchen gefunden, damit lagen die Neupreise teils unter dem Niveau des gleichen Modells in gebrauchtem und refurbishtem Zustand. Aber warum verkaufen die Händler buchstäblich fast um jeden Preis?

Bis unters Dach

Ganz offiziell möchte man das natürlich nicht zugeben, aber es ist ein offenes Geheimnis in der Branche: Die Lager der Shops, der Hersteller und auch der Zwischenhändler sind voll, randvoll! Und das liegt weniger an groben Fehlkalkulationen als am Fahrradboom und, wie könnte es auch anders sein, an Corona.

Mit Pedelecs und dem absoluten Trendsetter Gravelbike als Branchenmotor war das Leben des Außendienstmitarbeiters im Fahrradbereich Anfang der 2020er ein Traum. Alle paar Wochen wurden Neuheiten vorgestellt, der Boom wurde durch Fahrradleasing und das wachsende Umweltbewusstsein noch ange- liegen. heizt, das schlechte Image von E-Bikes war längst überwunden, und in Trendsetterkreisen ging ohne kultiges Zweirad schon lange nichts mehr. Als dann durch die Pandemie der Radsport, den man Lockdown-konform ohne Sozialkontakt ausüben konnte, den letzten Fahrradmuffel in den Lade

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