„Wohin mit all den Scheiben?!“

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Gerda Kowalleks Familienleben

Musik wird heute fast nur noch gestreamt. Kaum einer kauft noch CDs – und Schallplatten schon mal gar nicht…

Neulich war es mal wieder soweit. Willi hat seine Plattensammlung neu sortiert. Die alphabetische Reihenfolge wurde durch eine chronologische ersetzt. Das gab ihm was zu tun. Ganz links steht jetzt die allererste Schallplatte, die er sich gekauft hat: ein Musikalbum von Simon & Garfunkel, und ganz rechts die letzte CD der Rolling Stones. Willi hat sie der Vollständigkeit halber gekauft. Da er alle Scheiben der Stones besitzt, musste es diese nun auch noch sein.

Unsere Kinder dagegen kaufen weder Schallplatten noch CDs. Kein Wunder, sie haben ja nicht mal mehr eine Stereoanlage. Willi versteht das nicht. Für ihn und seine Altersgenossen waren große Boxen und eine Stereoanlage das Nonplusultra. Wenn man schon nicht mit einem PS-starken Auto bei den Mädels punkten konnte, dann doch wenigstens mit einer aussagekräftigen Plattensammlung. Stand man auf die Beatles oder eher auf die Rolling Stones?

Illustrationen: Jürgen Hellge (2), Holzach

Hörte man Jimi Hendrix oder Heino? Das waren doch die entscheidenden Fragen!

Wenn wir heute von unseren Kindern wissen wollen, was für Musik sie denn so hören, dann zucken sie mit den Schultern: „Keine Ahnung. Wir streamen über Spotify oder Amazon Music.“

Willi und ich haben zu Weihnachten von ihnen einen Bluetooth-Lautsprecher geschenkt bekommen. Sieht aus wie eine Eieruhr, aber man kann damit per Handy Musik hören. Bennie hat’s mir gleich eingestellt. Für den Urlaub ist das ganz praktisch, aber meistens langweilen mich diese wahllos nach Stimmungen zusam-mengesetzten Playlists schnell. „Das ist Musik eurer Generation“, habe ich zu Bennie gesagt. Er meint, ich könne ja „Hits aus den 1980ern“ eingeben. Aber so einfach ist das nicht. Ich mochte Abba, aber nicht Boney M.