M! GAMES
21 April 2022

Entwickler und Publisher sind Unternehmen – und Unternehmen wollen Gewinne machen, um ihr Geschäft fortführen, Investitionen tätigen oder wachsen zu können. Werden Firmen größer und gehen vielleicht sogar an die Börse (wie es das Gros in der Videospiel-Branche gemacht hat), sind Profite ein Muss, um ­Anteilseigner bei Laune zu halten. Jedes Jahr (oder gar nur Quartal) heißt es dann: höher, schneller, weiter – das Kapitalismus-Hamsterrad dreht sich und will weiter ­beschleunigt werden. Hier kommt der Punkt, wo es hässlich werden kann. Wenn in unserem Hobby nicht mehr Kreative und Visionäre ­bestimmen, sondern Anzugträger und Bilanzen. Wenn sich Modelle ­ausgedacht werden, um uns Gamer nach dem Spielekauf weiter ­abzukassieren – mit Mikrotransaktionen, Pay-to-Win-Mechaniken, bewusst gekürzten Inhalten oder neuerdings NFT-Angeboten. Was es mit ­diesen ”Non-­Fungible Tokens” auf sich hat, welche Hersteller dabei mitmachen, welche sich schon wieder von der Idee distanziert haben und wie wir diesen Hype einordnen, das erfahrt Ihr in unserem großen Report ab Seite 42. An dieser Stelle schon mal der Aufruf: Schreibt uns unter ­leserpost@maniac.de oder via Social Media, wie Ihr zu diesem Trend steht. Sind NFTs für Euch Abzocke oder seht Ihr darin die Spiele-Zukunft? Wir sind gespannt auf Eure Meinungen! Derweil eindeutig war die Meinung der ”Gran Turismo 7”-Käufer zu dem ­Mitte März veröffentlichten Patch, der viele Rennpreisgelder kräftig reduzierte und so das Erspielen von begehrten und hochpreisigen Autos in die Länge zieht. Alternativ können Ungeduldige natürlich weiterhin virtuelle Credits gegen Echtgeld kaufen und schneller an den Traumwagen kommen... Wer auch immer bei Entwickler Polyphony Digital oder der Studiomutter Sony diese Entscheidung getroffen hat: Dem Ruf der ”Gran Turismo”-Marke war sie jedenfalls nicht zuträglich – ein interna­tionaler ­Shitstorm und Review Bombing auf Metacritic (User Score am 10. April: 1,9 von 10 Punkten) sprechen Bände. Das Herumgeeiere von ­Polyphony-Chef Kazunori Yamauchi machte es nicht besser. Er rechtfertigte das Ganze damit, dass die Preisgestaltung der Autos ein wichtiges Element sei, um deren Wert und Seltenheit zu vermitteln – deswegen werde sie mit den realen Auto­preisen verknüpft. Zugespitzt also ein Leben lang arbeiten (in ”Gran Turismo 7” entsprechend Credits grinden), um sich den Traum-Ferrari leisten zu können? Ernsthaft? Unsere Interpretation geht eher in Richtung ”Wir testen mal die Grenzen aus, was die Käufer denn so alles mitmachen”. Dass ein späterer Patch die Preisgelder erneut anpasste (sprich: erhöhte), ist allein dem Druck der Community zu verdanken (”Eure Stimmen sind nicht ungehört geblieben”). Das bleibt letztlich die gute Nachricht: Wir müssen nicht alles über uns ergehen lassen, was sich gierige Profit­maximierer so alles ausdenken!

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