M! GAMES
21 May 2021

Was wollen Telespielende? Die Antwort auf diese Frage suchen Gamedesigner seit dem Beginn unseres Hobbys in den 1970ern. Ehemals häufig Einzelkämpfer, werkeln ­heute schon bei mittelgroßen Projekten Dutzende bis Hunderte Personen an einem Produkt, das nicht nur die Herstellungskosten einspielen, sondern mit Gewinnen auch Investoren befriedigen muss. Die Videospiel-Industrie kann sich kommerzielle Flops nicht mehr leisten, zumal man immer mehr Aufwand betreiben muss, um virtuelle Traumwelten in 4K mit 60 fps zu erschaffen. Diesen Monat stechen im Test-Teil zwei Spiele heraus, die die eingangs gestellte Frage nicht unterschiedlicher beantworten könnten. Auf der einen Seite steht mit ”Returnal” (Test auf Seite 52) eine neue Marke ohne Vergangenheit, an der man sich als Entwickler messen lassen müsste. Das finnische Studio Housemarque zauberte frei von der Leber weg ein Action-Sci-Fi-Inferno, das sich mit seiner extremen Schwierigkeit erbarmungslos gibt. Zufällig verteilte Räume, Items und Waffen, keine Speichermöglichkeit und nach dem Bildschirmtod beginnt man weitgehend ohne die vorher erspielten Goodies wieder von vorn – das klingt nicht nach einem Kassenschlager für die Massen, eher nach sehr überschaubarer Zielgruppe. Dennoch schlägt das PS5-exklusive Roguelite hohe Wellen in der Gamer-Community: Auf ­Webseiten, Videoplattformen und Foren wird über ”Returnal” geschwärmt und geschimpft, vielfach schlagen eigentlich Abgeschreckte aufgrund des Hypes doch zu, weil sie das visuelle Design und die rasanten Ballereien einfach zu verlockend finden. Wir sind jedenfalls gespannt auf die ersten Verkaufszahlen, denn heute gibt es neben den ”Soulsborne”-Action-RPGs von From Software kaum Triple-A-Projekte, die sich dermaßen kompromisslos an den Videospiel-Wurzeln orientieren: ”Werde gut und verbessere deine Skills oder du hast eben Pech gehabt”, lautet das Credo; ”Git gud!” sagt das Internet dazu. Auf der anderen Seite steht der neueste Teil einer renommierten Serie, die kürzlich ihren 25. Geburtstag feierte: ”Resident Evil ­Village”. Wenn eine Reihe so lange existiert, bleiben Höhen und Tiefen bei Qualität und Verkaufszahlen natürlich nicht aus. Mit Episode 7 und deren Rückbesinnung auf den Survival-Horror-Kern der Marke befreite sich ”Resident Evil” vor vier Jahren spektakulär aus einer kreativen Durchhänge-Phase. Teil 8 ist nun eine erneute Abkehr vom Grusel und eine Hinwendung zu Action – präsentiert in einer Art Serien-Best-of-Themenpark, der möglichst jedem gefallen möchte. Das kann man als gewinnbringenden Schachzug werten, der ”Resident Evil” womöglich weiter in den Mainstream katapultiert. Man kann es aber auch Anbiederung und künst­lerischen Ausverkauf nennen, der altgedienten Fans vor den Kopf stößt. Wie uns das neue Werk gefallen hat, lest Ihr im XXL-Test ab Seite 46 – wir haben einiges zu sagen. Die Frage vom Anfang ist damit aber immer noch nicht beantwortet. Schreibt uns daher unter leserbriefe@maniac.de oder via Social Media, was Ihr Telespielende tatsächlich wollt!

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