M! GAMES
28 June 2019
Es gab mal eine Zeit in der Games-Evolution, in der sahen vorberechnete Intros und Zwischensequenz-Filme dramatisch besser aus als das eigentliche Spiel. Welcher Veteran erinnert sich nicht an ehemaligen Render-Bombast von Square (”Final Fantasy VII”) oder Capcom (”Onimusha 3”)? Mit Aufkommen des HD-Zeitalters und spätestens seit der aktuellen Konsolen-Generation sind diese Grenzen allerdings hinfällig geworden: Top-Titel mit Edel-Grafik à la ”Uncharted 4: A Thief’s End”, ”The Order: 1886” oder ”Red Dead Redemption 2” brauchen solch einen digitalen Mummenschanz nicht, die meisten großen Projekte setzen heute auf Videosequenzen in Spielgrafik. Daher hat es uns stark verwundert, auf der diesjährigen E3 eine breite Rückkehr von – in der Regel – nichtssagenden Renderfilmen zu erleben. Besonders auffällig war dies beim Xbox Briefing (so der offizielle Name, dazu gleich mehr): Microsoft hatte die Chance, mit ”Halo Infinite”-Spielszenen die rohe Prozessor-Power der kommenden Xbox zu zeigen – stattdessen bekamen wir eine gestreckte Filmsequenz mit dem Master Chief zu sehen. Ähnliches bei der ”PC-Legende mit 650 Millionen Spielern aus dem sagenhaften Studio Smilegate”, die im Westen jedoch so gut wie keiner kennt: ”CrossFire” ist global der erfolgreichste Ego-Shooter (eine Art ”Counter-Strike”-Klon), Free-to-Play und vor allem in China und Südkorea megapopulär. Anstatt das verwunderte E3-Publikum mit Ingame-Szenen aufzuklären, wurde mit einem 08/15-Rendervideo aus der ”Call of Battlefield: Ghost Cry”-Schublade Verwirrung gestiftet – nach diesem Trailer hätte ”CrossFire X” alles von Ego-Shooter über Third-Person-Taktik-Ballerei bis hin zu Open-World-Action sein können. Wer hat das bitte bei Microsoft so durchgewunken? Hallo! Es ist E3 – die weltweite Games-Presse schaut zu! Doch für Journalisten ist die E3 schon länger nicht mehr vorwiegend gedacht. Aus ehemaligen ”Press Conferences” wurden in der offiziellen Schreibweise ”Media Briefings” und schließlich ”Briefings” beziehungsweise ”Showcases”. Parallel zu diesem Trend zu oberflächlicherer Unterhaltung stieg die Zahl der Claqueure und Fanboys: Heute wird gejubelt, egal ob ein für Investoren produzierter Smartphone-Ableger einer berühmten Marke oder ein aufgepfropfter Battle-Royale-Modus angekündigt wird. Bleibt die E3 noch relevant, wenn sich diese Entwicklungen fortsetzen? Wir sind skeptisch. Was meint Ihr? Schreibt uns unter leserpost@maniac.de oder via Social Media!
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