M! GAMES
27 January 2017

Posttraumatische Zeiten Seit Freitag, dem 13. Januar, ist alles anders: Nintendo hat ­(nahezu) alle Karten zur Switch-Konsole auf den Tisch gelegt. Veröffentlichungs­datum (3. März), Preis (330 Euro) und die Games zum Start; die Spiele, die noch 2017 erscheinen sollen, die Controller-Funktionen und die Akkulaufzeiten – alles Nintendo-typisch nüchtern in einer gut einstündigen Veranstaltung präsentiert und gestreamt. Danach brach die Hölle los: In Foren machten sich ­enttäuschte, fast schon traumatisiert wirkende Spieler Luft, schimpften auf ”die unfähigen Japaner, die stur ihr Ding durchziehen und nicht auf die Community hören”, sie wetterten über ein indisku­tables Software-Line-up sowie den mit 330 Euro viel zu hohen Preis und prophezeiten folgerichtig (wieder einmal, jetzt aber wirklich) den endgültigen Untergang Nintendos. Diese hoch emotionalen Postings zeigen letztlich, wie sehr sich Fans des Mario-Konzerns wieder erfolgreiche (gute alte?) Zeiten herbeisehnen und am liebsten alle ihrer Lieblingsmarken gleich zum Start von Switch in die Arme schließen würden. Auch wenn heutzutage gefühlte Realität so schön en vogue ­erscheinen mag – lassen wir die Emotionen beiseite und bleiben wir bei den Fakten. • Der Preis, 330 Euro: Für eine neue Daddel­maschine, die zugleich Heimkonsole und Handheld ist und dank Controller-Duo Instant-Mehrspieler-Spaß verspricht, erscheint das nicht zu hoch. Für ein Gerät, das technisch nicht mit der aktuellen PlayStation- und Xbox-Generation mithalten kann und vorwiegend entweder am TV oder unterwegs betrieben wird, ist das dagegen eine happige Euro-Hausnummer. • Dieses Jahr erscheinen mit ”The Legend of Zelda: Breath of the Wild” (3. März), ”Mario Kart 8 Deluxe” (28. April) und ”Super Mario ­Odyssey” (Weihnachts­geschäft) drei potenzielle System-Seller – und auf der E3-Messe im Juni dürfte noch die ein oder andere Überraschung folgen. ­Allerdings: Das neue ”Zelda” kommt auch für die Wii U, die Mario-Raserei ist nur eine dezent erweiterte Umsetzung der Wii-U-Version und der Switch-exklusive Mario-3D-Hüpfer noch in weiter Ferne. Enttäuschend: Von Drittherstellern fehlen potenzielle ­Knallertitel gänzlich. • Nintendos neue Konsole wirkt beim Probespiel gut verarbeitet, der Touchscreen mit 720p-Auflösung macht Freude und die beiden ­mitgelieferten Controller bieten dank gewohnter Steuerelemente (Analogsticks, Aktionstasten etc.), Bewegungserkennung und dem interessanten, HD Rumble getauften Rütteleffekt eine Vielzahl von kreativen Kontrolloptionen. Ob besagte Vielzahl an Kontrolloptionen jemals kreativ ausgeschöpft wird, steht auf einem anderen Blatt (wir denken mit Schaudern an die gefloppte Second-Screen-Funktion der Wii U), genauso wie die Frage, ob Gamer anno 2017 noch eine ­”Fuchtelsteuerung” haben wollen. Fast hätten wir es vergessen: Die von Nintendo aufgerufenen Preise für zusätzliche Controller und anderes Zubehör sind großteils viel zu hoch. Was bleibt nach dem Fakten-Check? Wie so oft im Leben: wenig Schwarz-Weiß, eher viele Grauschattierungen, die nach differenziertem Argumentieren statt Gebrüll verlangen. Wir helfen dabei mit ­unserem XXL-Switch-Special ab Seite 6.

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