Zeitreise
Das Vintage Bike Masters wollte die wilden, schrillen Neunziger wieder zum Leben erwecken. Kann man das Gefühl der Jungend anknipsen wie mit einem Schalter? Unser Autor pellte sich in seine alte, psychedelisch gemusterte Lycra-Kluft und wagte den Selbstversuch.
Ob Jules-Verne-Roman oder 80er-Motto-Party: Zeitreisen faszinieren die Menschheit seit Anbeginn. Dass das Herumdüsen zwischen den Epochen aber auch seine Tücken hat, ist spätestens seit dem Blockbuster „Zurück in die Zukunft“ bekannt. Die Neunziger, in die es an diesem Wochenende beim Vintage Bike Masters geht, lassen weder schießwütige Revolverhelden noch debile Gangster aus der Zukunft erwarten. Was die aus ganz Europa angereisten Klassik-Liebhaber bei ihrer Ankunft jäh aus der Glückseligkeit reißt, ist viel schlimmer.
„Die Berge sind weg!“ Der geschockte Ausruf meines Kumpels Falk, der zum Wetter-Check durch das Fenster des Ferienhauses späht, lässt Übles erahnen. Tatsächlich! Unsere Zeitreise hat uns mitten rein ins Fieseste gebeamt, was man sich im Zusammenhang mit einem Event für klassische Mountainbikes vorstellen kann: in ein kaltes, miesepetriges, zu allem entschlossenes Tiefdruckgebiet. Es scheint die Alpen über Nacht regelrecht verschluckt zu haben.
Verdammt! Die Vorfreude war riesig gewesen. Anders als bei den Straßenfahrern, die bei Events wie der L’Eroica den vergangenen Zeiten huldigen können, bot die Mountainbike-Welt dazu bisher kaum Möglichkeiten. Was schade ist. So heftig, wie das MTB Anfang der Neunziger in den Fahrradkosmos geknallt war, gab es eigentlich genug Gründe, die guten alten Zeiten in Form eines Festivals zu zelebrieren. Die abenteuerlichen Technikexperimente jener Pionierjahre zum Beispiel. Das Ausloten modischer Randgebiete. Und natürlich die an Heldenmut grenzenden Rennen.
Es war allerhöchste Zeit, das alles wieder zum Leben zu erwecken. Organisator Alex Beeler hat mit Klosters den perfekten Austragungsort für das erste Vintage Bike Masters gewählt. In dem Schweizer