Die Chemie reagiert wieder

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CHEMIEUNTERNEHMEN Gefüllte Auftragsbücher und gestiegene Exporte sorgen für ein vergleichsweise starkes erstes Quartal. Eine Reaktion auf das positive Signal blieb an der Börse bisher allerdings aus

Fotos: BASF SE, VCI

Nach Jahren der gestiegenen Energiepreise, der schwächelnden Konjunktur und der sinkenden Exporte gibt es wieder einen Moment zum Aufatmen.

Der Ifo-Geschäftsklimaindex der chemischen Industrie wechselte im Mai zum ersten Mal seit März 2022 wieder ins Positive. „Die Zuversicht der deutschen Chemiebranche kehrt zurück“, ordnet Anna Wolf, Branchenexpertin beim Ifo-Institut, den Anstieg von noch minus 5,2 Punkten im April auf nun plus

5,8 Punkte ein. Eine gesteigerte Nachfrage und volle Auftragsbücher sind das genaue Gegenteil von dem, was vor rund zwei Jahren die Branche erschütterte.

Nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine im Februar 2022 stand die Branche vor großen Herausforderungen: Laut dem Statistischen Bundesamt verbraucht die Industrie fast ein Drittel der Endenergie. Die Herstellung von chemischen Erzeugnissen ist dabei der größte Energiefresser. Die energieintensiven Branchen, worunter auch die Metallerzeugung, Kokerei und Glasverarbeitung fallen, sind für rund drei Viertel des Energieverbrauchs der Industrie verantwortlich, obwohl sie nur einen Anteil von rund 15 Prozent an den Betrieben haben.

36,7

Prozent Anteil an der Energieversorgung der Chemieindustrie hatte vor dem Ukraine-Krieg Erdgas.

Die wichtigste Industrieenergiequelle ist Erdgas, das in der chemischen Industrie im Jahr 2021 einen Anteil von 36,7 Prozent hatte. Da der Erdgaspreis sich von Februar 2022 bis September 2022 mehr als verdoppelt hatte, sank daraufhin der Produktionsindex der energieintensiven Industrie kontinuierlich, bis er sein Tief im Dezember 2023 erreichte.

Die Aktienkurse rauschten im Zuge des Kriegs in den Keller –natürlich nicht nur in der Chemiebranche, sondern fast branchenübergreifend. Ausnahmen waren Aktien von Rüstungsherstellern wie Rheinmetall oder Hensoldt. Doch der große Unterschied ist, dass andere Branchen sich mittlerweile wieder erholt haben. Indizes wie der DAX, der MSCI World oder der S &P 500 erreichten allesamt neue Höchststände in den vergangenen Wochen.

Dieser große Aufschwung blieb bei den Chemieaktien bisher noch aus. Die Aktien der umsatzstärksten Branchenriesen in Deutschland – BASF, Bayer und Fresenius –notieren immer noch deutlich unter Vorkrisenniveau.

Angesichts von Gewinnwarnungen und Sparmaßnahmen der Unternehmen wurden die Einzelwerte zurecht abgestraft. Mit Evonik im Juli und Lanxess im November 2023 gaben zwei Spezialchemiekonzerne eine Gewinnwarnung heraus, auch Branchenführer BASF musste im Juli seine Jahresziele für 2023 senken.

Verband sieht Lichtblick

Nun hellt sich die Situation auf.

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