Mit dem E-Bike durch Graubünden

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Reise Schweiz

Am jungen Rhein

Wer kennt sie nicht, die grantelnden Steinböcke aus Graubünden. „Carbon statt Kondition“ riefen sie in einem berühmt gewordenen Fernsehspot einem Mountainbiker entgegen, der sich durch die schroffe Schweizer Bergwelt quälte. Heute, im E-Bike-Zeitalter, müssen wir uns nicht mehr so arg schinden, um die traumhafte Landschaft der Surselva entlang des jungen Rheins bis hinunter nach Bad Ragaz zu erfahren.

FOTO: HEIDILAND-TOURISMUS
Die Route am jungen Rhein ist abwechslungsreich: Asphalt, Schotter, mit Bergblick, durch Wälder – alles ist dabei.
Chur ist die Hauptstadt des Kantons Graubünden. Die Stadt bietet einige spannende Kontraste.
FOTOS: STEPHAN KÜMMEL

Wir stehen im uralten Weinkeller von Schloss Salenegg und genießen einen kleinen Schluck Blauburgunder, die traditionelle Rebsorte der Bündner Herrschaft. Im ältesten Weingut Europas blicken wir zurück auf einige erlebnisreiche Tage am Ursprung des Rheins. Der feine Rote im Glas, draußen vor der Tür in der warmen Sommersonne die sanften Weinberge umgeben von majestätischen Bergrücken, in Gedanken die vergangenen Tage voller Natur, Kultur und Genuss – das Schweizer Teilstück des viel weiter unten als so typisch deutsch besungenen Rheins hat seine ganz eigenen Reize. Und die gehen weit über die landschaftliche Schönheit hinaus.

Vier Tage zuvor beginnt die Radreise ähnlich genussvoll, wie sie endet. In „La Conditoria“ in Sedrun treffen wir Reto Schmid. Der Konditor hat im engen Talschluss unweit der Quelle des Vorderrheins eine Manufaktur für die wohl kleinste Bündner Nusstorte der Welt geschaffen. Rund 50 Mitarbeiter beschäftigt er hier oben. Dieses kleine Wirtschaftswunder in der von Landwirtschaft und Tourismus geprägten Surselva verdankt er unter anderem seinem Einfallsreichtum.

„Eine örtliche kleine Bäckerei zu führen, isthier oben ein schwieriges Saisongeschäft“, erzählt Schmid. „Irgendwann stand ich vor der Wahl: etwas zu wagen oder die Tür zur Backstube zuzusperren.“ Schmid entscheidet sich für das Risiko. Er investiert zuerst in den kleinen Familienbetrieb, schließlich in einen kompletten Neubau mit automatisierter Tortenproduktion. Neben den etwa 17 Gramm leichten Mini-Torten produziert er natürlich auch weiterhin den Klassiker, die Ur-Bündner Nusstorte. Inzwischen exportiert er beide Versionen in viele Länder, beliefert die gro-ßen Supermarktketten in der Schweiz, aber auch in Deutschland und Österreich. Seine Zutaten bezieht er fast komplett aus der Region. Nur die Walnüsse, die wohl wichtigste Zutat für die Torte, kommen nicht von hier. „So hoch oben wachsen sie nicht. Aber wir kennen unsere Lieferanten“, sagt er. Das zahlt sich aus: Die kleinen Mitbringsel sind herrlich fluffig, angenehm süß und nussig.

Die Rheinschlucht ist ein lebendiges Stück Erdgeschichte (rechts).

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