Geliebte Expertin

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Frauen und Technik? Die Informatikerin Kerstin Meyfarth, die bei einer Computer-Nothilfe arbeitet, erfährt häufig, dass gerade bei Männern da immer noch Vorurteile herrschen. Auch Frank Krüger macht große Augen, als Kerstin nach seinem Hilferuf vor der Tür steht. Aber dafür gibt es möglicherweise auch andere Gründe…

Fotos: Shutterstock (12)

Mit einer schwungvollen Geste erteilte Frank seinem Computer das Kommando zum Abspeichern des Textes. „Das war’s!“, seufzte er und lehnte sich erleichtert zurück.

Nur noch knapp zwei Wochen trennten ihn vom Abgabetermin, dann war der Doktortitel vor seinem Namen zum Greifen nah.

Er war stolz darauf, denn er hatte erst über Umwege Abitur gemacht, um sich seinen Traum vom Studium der Südamerikanischen Kultur zu erfüllen. Zunächst hatte er Spanisch und Portugiesisch gelernt, dann die Geschichte des Kontinents studiert. Und während dieser Zeit hatte er arbeiten und Geld verdienen müssen.

Doch bevor er sich endgültig mit diesem Titel schmücken durfte, galt es eben – abgesehen von der mündlichen Prüfung, an die er jetzt lieber noch nicht dachte – das schriftliche Prachtwerk fertigzustellen. Inhaltlich stellte das kein Problem dar, aber Frank hatte keinen blassen Schimmer von den Abläufen in diesem geheimnisvollen Kasten namens Computer. Er benutzte den Rechner lediglich als praktische, jedoch leider manchmal komplizierte Schreibmaschine. Aber notfalls gab es ja seine persönliche ‚Hotline Kai‘, wie Frank die gelegentlichen telefonischen Notrufe bei seinem Freund nannte, die meistens spät abends erfolgten.

Zufrieden grinsend lauschte Frank den leisen Betriebsgeräuschen, mit denen der Computer den Text, an dem er in den letzten Stunden gefeilt hatte, in sein elektronisches Langzeitgedächtnis zog. Ob er sich vielleicht zur Feier des Ta- ges ein Bier gönnen sollte oder ein Glas Wein? Der letzte Abschnitt war ihm wirklich ganz besonders gut gelungen, da war er sicher.

Aber was war das? Franks Grinsen verschwand ebenso schlagartig aus seinem Gesicht wie der Text vom Bildschirm. Stattdessen war die gesamte Mattscheibe plötzlich mit einem wilden Zeichen- und Buchstabensalat übersät.

„Oh nein!“, stöhnte er entsetzt. Irgendetwas musste beim Speichern des Textes schiefgegangen sein. Er starrte den Bildschirm an, als wollte er ihn hypnotisieren, während seine Finger über der Tastatur verharrten. Noch war vielleicht etwas zu retten, wenn man es nur richtig anstellte. Und genau das war das Problem. Denn er stellte todsicher nichts richtig an.

Frank schaute auf die Uhr: halb elf. Da konnte er Kai noch anrufen. Vorsichtig, als würde die leiseste Erschütterung zusätzliches Unheil anrichten, nahm er das Handy vom Schreibtisch, zog sich in die entgegengesetzte Ecke des Zimmers zurück, drückte Kais Nummer und lauschte dem Rufton. Verflixt, der Retter in

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