ANGST Report

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REPORTAGE I STUNTS

Wir geben Tausende von Euros für Bikes und Ausrüstung aus, riskieren unsere Gesundheit bei Stunts für ein Hochgefühl, oder nehmen das demütigende Gefühl in Kauf, wenn wir Mutproben aus Angst verweigern. Warum tun wir uns all das an?

Fotos: Ch. Pondella, H. Spitznagel, L.Scharl, Monster Energy, B. Jorgenson

Sieg oder Sarg? Wie hasse ich diese Situation – wie liebe ich diese Situation! Ich stehe oben am Drop und werde gleich springen. Ich hab’s entschieden. Nach viel Kinnreiben. Nach viel Beratung mit dem Bike-Buddy. Nach ausgiebiger Inspektion. Ich kann das – ich weiß das. Und dennoch kann der Drop schiefgehen. Was das bedeutet, weiß ich auch: Krankenhaus, Saison gelaufen. Und dennoch will ich’s riskieren. Warum?

„Weil das Gefühl danach geil ist. Dafür lohnt es sich, die Angst immer wieder zu überwinden!“, liefert Bike-Profi Johannes Fischbach die Antwort. Der Worldcup-Downhiller ist kürzlich im Rekordsprung von einer Skischanze geflogen. Der inzwischen verstorbene Prof. Dr. Dr. Wildor Hollmann von der Deutschen Sporthochschule Köln, erklärte uns im Gespräch: „Der Alltag ist meist fremdbestimmt. Er bietet keine Erlebnismöglichkeiten mehr, kein körperliches Kräftemessen. Doch der Mensch hat ein Grundbedürfnis nach körperlichem Risiko!“ Kurz: Das Raubtier im Menschen will sich beweisen – und für diese Eigenschaft wird es belohnt – mit einem Glücksgefühl, ausgelöst durch körpereigene Drogen, die das Gehirn ins Blut spült: sogenannte Opioide.

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