Wenn Liz ein Bad nimmt …

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Krimi-Kurzgeschichte

Henry Burns hat die ständigen Nörgeleien seiner Frau Elizabeth satt. Sie ist einfach nicht mehr zu ertragen. Und er hat eine Idee, die allem Leid ein Ende setzen würde. Ob es wohl klappt? Henry jedenfalls ist sich dessen sicher …

Henry Burns und seine Frau Elizabeth hatten wie immer gegen neun Uhr gefrühstückt.

Jetzt war es fast elf Uhr. Henry schenkte sich einen Portwein ein und stellte das Glas aufs Klavier.

Dann setzte er sich an die Tasten und begann zu spielen.

„Musst du schon wieder herumklimpern?“, meckerte Liz.

„Ich klimpere nicht! Das ist ein Blues, du blöde Kuh!“, fuhr Henry sie genervt an.

„Das ist ein Blues“, äffte sie ihn nach. „Na schön.“ Dann machte sie sich weiter daran, ihre Fingernägel zu lackieren. Heute hatte sie sich für die Farbe Rosa entschieden.

Eigentlich lebten sie ganz gut im Londoner Stadtteil Primrose Hill. Man war ein bisschen weg von dem ganzen Trubel in der City. Henry Burns hatte als Inspektor eine stattliche Rente. Es mangelte ihnen also an nichts. Die beiden Töchter Kathy und Sarah waren längst aus dem Haus, lebten aber immer noch mit ihren Partnern in London. Kathy arbeitete sehr erfolgreich als Journalistin für die „Sun“, und Sarah war Texterin in einer Werbeagentur. Der ganze Stolz von Henry und Elizabeth waren ihre sechs Enkelkinder.

Leider sahen sie die Kleinen selten. Und das würde sich in absehbarer Zeit nicht ändern.

Henry drehte sich vom Klavier weg und sagte: „Wann triffst du denn deine Freundin Emily?“ „Gegen Mittag, wie immer.“ Ah, gegen Mittag, dachte Henry. Sie würden vermutlich shoppen gehen, und dann würde Liz wie immer mit ein paar völlig sinnlosen Sachen nach Hause zurückkehren.

Henry setzte sich zu Liz und schaute in die „Times“. Aber es gab nichts, was ihn wirklich interessierte. Es war einfach eine alte Gewohnheit. In Gedanken war er schon weit weg bei einer Idee, die ihm in den Sinn kam. Henry lachte und nickte immer wieder.

„Wieso nickst du denn?“, fragte Liz zickig.

Henry schaute auf. „Ich nicke doch nicht, so ein Unsinn!“

„Doch, du hast genickt. Du wirst langsam alt, Henry.“

„Ach, und du wirst jünger, oder was? Die ganzen Schminksachen, die du dir kaufst, kannst du sowieso in die Mülltonne werfen. Es hilft nicht! Wenn dir irgendwann was im Bad pas-siert, muss man dich nämlich mit deinen 180 Kilo mit einem Kran rausholen!“

Jetzt war Liz beleidigt. Sie sagte kein Wort mehr. Eine Stunde später war es dann soweit. Liz warf ihm eine lieblose Kusshand zu und verschwand.

„Bis später, Darling!“

Henry goss sich noch einen Portwein ein und überlegte. Er musste sich etwas einfallen lassen. Aber was? Und dann kam ihm eine Idee, und sie reifte in seinem K

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