Hedwig Dohm

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Serie

Diese Frauen wollten die Welt verändern

Diese Worte stammen von Professor Ludwig Langemann aus Kiel, dem Vorsitzenden des „Bundes zur Bekämpfung der Frauenemanzipation“. Und er fährt fort: „Die Trägerinnen der Emanzipationsbestrebungen sind zum allergrößten Teil ledige Frauen, als solche in der Entwicklung stehen geblieben und nie zu voller Menschenblüte gelangt.“ Zumindest diese haarsträubende Beschreibung trifft auf Hedwig Schlesinger nicht zu. Sie, die 1831 in Berlin geboren wird, ist eine der Ersten in Deutschland, die das Wahlrecht für Frauen fordert – und das, obwohl sie verheiratet ist und damit nach Langemanns absurder These die volle Menschenblüte erreicht haben müsste.

Ihre Brüder durften aufs Gymnasium

Nach Hedwigs Verständnis geht der Weg zur Selbstständigkeit, Ebenbürtigkeit und Freiheit aber nur über das Stimmrecht. Sie selbst hat in ihrer Kindheit die Ungerechtigkeit erfahren müssen, dass den Töchtern ihrer Familie nur eine eingeschränkte Schulausbildung zugestanden wird, während die Söhne das Gymnasium besuchen dürfen. Als ihr mit 18 Jahren der Besuch eines Lehrerinnenseminars ermöglicht wird, stimmt sie

Ihr Ehemann Ernst Dohm unterstützt Hedwig in ihren Ansichten
Fotos: BB-News, dpa/pa (2), Getty Images, IMAGO Images/Gemini Collection

erfreut zu. Noch ist das Lehrerinnen-Zölibat, das wegen einer angeblichen Unvereinbarkeit von Ehe und Beruf festgeschrieben wird, nicht erlassen. Und als sie vier Jahre später Ernst Dohm kennenlernt, den Chefredakteur der satirischen Zeitschrift „Kladderadatsch“, kann das Paar, ohne Nachteile befürchten zu müssen, heiraten. Fünf Kindern schenkt Hedwig in den folgenden Jahren das Leben, vier Töchtern und einem Sohn, der jedoch im Alter von elf Jahren stirbt. Die trauernden Eltern ermöglichen nun zumindest ihren Mädchen eine fundierte Schul- und Berufsausbildung. Durch ihren Ehemann bekommt Hedwig Zugang zu intellektuellen Kreisen. Sie betreibt in Berlin einen Salon, in der die starken Frauen jener Zeit – wie Helene Lange oder die Österreicherin Adele Schreiber, die in Berlin eine Versicherung für Frauen aufbauen will – verkehren. Aber auch Künstler wie etwa Franz Liszt oder Fritz Reuter sind stets gern gesehene Gäste. Berühmt wird Hedwig jedoch erst Anfang der 1870er-Jahre, durch mehrere Bücher, in denen sie die völlige Gleichberechtigung von Frauen fordert – einschließlich des Wahlrechts. „Menschenrechte haben kein Geschlecht“, behauptet sie. Diese Überzeugung hat gut 100 Jahre zuvor bereits Marie Olympe de Gouges vertreten und starb dafür auf der Pariser Place de la Concord unter der Guillotine.

Eine Serie von Antje Windgassen

„Das Frauenstimmrecht wirkt zersetzend, es bedroht den Frieden der Familie und untergräbt damit eine heilige Ordnung. Die Welt sei das Haus des Mannes, das Haus die Welt der Frau. Diese natürliche