Ist Fitness Medizin?

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FIT SEIN, LECKER ESSEN

Bewegung baut deine Stimmung in schweren Zeiten beeindruckend schnell wieder auf. Dennoch sehen sie viele Mediziner nicht als eigene Therapieform. Zu Unrecht?

Übersetzung: JAN-ELIAS DIMITROGLOU

Es ist allseits bekannt: Beim Sport werden Endorphine ausgeschüttet – und die machen glücklich. Jeder, der sich schon mal beim befreienden Mor-genlauf oder in einem motivierenden Gruppenkurs ausgepowert hat, kennt diese berauschenden Glücksgefühle. Wie sehr die Menschen Sport als mentale Medizin empfinden, bestätigen auch Studien: 78 Prozent der Teilnehmer einer Umfrage des US-amerikanischen Marktforschungsunternehmens Mintel gaben an, dass sie Sportroutinen hauptsächlich nutzen würden, um ihre Seele in Einklang zu bringen. Dennoch sind sich Experten über die medizinische Bedeutung von Sport noch immer uneinig.

Oftmals ist es viel leichter, mit dem Sport als mit einer Psychotherapie zu beginnen. Daher ist es nicht verw underlich, dass Hashtags wie #runningis-mytherapy oder #movementismymedi-cine auf Social-Media-Plattformen millionenfach präsent sind. Doch wenn Sport gefühlt für so viele Menschen ein solch stärkendes Wundermittel ist, wieso gilt er dann nicht längst als eigenständige Behandlungsmethode? Sportpsychologin Angel Brutus von der Mississippi State University hat eine Vermutung: Für sie könnte die Ansicht, dass Aktivität die gleiche Wirkung wie Medikation und Psychotherapie erziele, dazu führen, dass die klassische Therapie an Bedeutung verlieren könnte.

Stärkende Hormone

Fakt ist: Beim Training erhöht sich im Körper die Menge der schmerzreduzie-renden Neurotransmitter und Endorphine sowie die Anzahl der Dopamine, welche Motivation und Stimmung beeinflussen. Auch Oxytocin zählt dazu, welches die Schmerztoleranz verstärkt und angstlösend wirkt. Der letzte Stoff Serotonin erhöht das Stim-mungslevel und schafft eine innere Ausgeglichenheit. ,,Diese Hormone können die Psyche merklich stärken“, sagt Brutus.

Besonders die langfristigen Auswirkungen sind wichtig. ,,Bewegung kann den neurotrophen Faktor im Gehirn erhöhen, welcher Neuronen im Gehirn produziert und somit die Emotionen steuert“, sagt der Arzt und Leiter der Stress-, Trauma- und Angstfor-schungsklinik an der Wayne University Detroit, Dr. Arash Javanbakht. Zudem ist es erwiesen, dass eine Verbindung zwischen Entzündungen im Körper und Depressionen besteht. Auch hier wieder ein klarer Punkt für Sport als Medizin: ,,Sportliche Aktivität ist auch für seinen entzündungshemmenden Effekt bekannt“, bestätigt Dr. Javanbakht.

Mentale Probleme

Dass Bewegung bei mentalen Problemen wieder Licht ins Leben bringen kann, ist aufgrund der Forschungslage unbestritten. Erst kürzlich bezeichneten Forscher Bewegung durch die stim-mungsfördernde Wirkung sogar als Schlüsselbehandlung bei mentalen Problemen. Eine

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