Trau deinem Körper alles zu

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Wir alle haben uns schon einmal zu alt, zu klein, zu dick oder sonst wie zu schlecht gefühlt, um einen bestimmten Sport auszuüben. Dabei gibt es gerade beim Yoga nur eine einzige Vorgabe, wie du von der Bewegungslehre optimal profitierst: Sei du selbst!

Text: Martina Steinbach

Foto: CHRISTINE HEWITT

Jessamyn Stanley gleitet mühelos in einen Spagat, führt kraftvoll und geschmeidig Asanas wie das Rad aus. Wieso auch nicht, die 36-Jährige ist schließlich Yogalehrerin. Mit diesem Beruf verbinden vermutlich viele von uns drahtige und durchtrainierte Körper. Beides Begriffe, die nicht direkt mit Jessamyns Körper gleichzusetzen sind. Auf Instagram bezeichnet sich die Amerikanerin selbst als „Fat Person“ und verkörpert dort den Begriff Body Positivity durch und durch. Ihr Ziel: verstaubte Muster zu durchbrechen und anderen Mut zu machen, sich selbst anzunehmen und zu lieben. Du hast es dir bestimmt schon gedacht, Jessamyn ist die Frau rechts auf dem Foto. Sie brachte ein Buch mit dem Titel „Every Body Yoga“ heraus, das nun in der deutschen Übersetzung zu haben ist. Darin beweist sie eindrucksvoll, dass die Bewegungslehre nicht nur für schlanke, wohlhabende, weiße Menschen gedacht ist. Hier bekommst du einen Einblick in Jessamyns Botschaft und Praxis. Spoiler: Du wirst kein Richtig oder Falsch finden, nur ein „So geht es auch“. „Sobald du dem Internet deinen großen Arsch in einer Yogahaltung zeigst, wollen scheinbar alle wissen, wie zum Teufel du das geschafft hast“ – schon der Einstieg von Jessamyns Yoga-Buch macht deutlich: Große Popos können genauso gut Yoga wie kleine. „Wenn du dick bist und Yoga machst, dann mach für dein Extra-Fleisch Platz“, sagt die 36-Jährige pragmatisch. So rät sie beispielsweise, Knie und Oberschenkel in der Kindshaltung weiter auseinanderzuschieben (wie andere Varianten klassischer Asanas aussehen, erfährst du im Folgenden).

Jessamyns Selbstbewusstsein war allerdings nicht immer so ausgeprägt. Seit ihrer Kindheit quälten sie Selbstzweifel wegen ihrer Körpermaße und ihrer Hautfarbe. Sie wuchs in einer amerikanischen Vorstadt mit hauptsächlich weißen Einwohnern auf, Fast Food bestimmte den Speiseplan. Als Teenager wollte sie unbedingt Cheerleaderin werden, doch sie scheiterte bei der Aufnahmeprüfung bereits im Warm-up. Sie brach ihr Studium wegen einer großen Liebe ab, war mit 30 bereits geschieden („Ich bin nichts anderes als ein lesbisches Klischee“) und verfiel dem Alkohol („Ich war davon fasziniert, wie ein paar Drinks Stress lindern konnten“). Heute bezeichnet Jessamyn Yoga als M

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