Höchste Zeit für Frühlingsgefühle

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ROMAN

Dass der Winter selbst im März kein Ende findet, schlägt Sophie aufs Gemüt – wofür ihr Lebensgefährte kein Verständnis hat. Ist er doch nicht der Richtige für sie …?

Letzte Woche hatte es noch so ausgesehen, als wäre der Frühling nicht mehr aufzuhalten: Die Sonne schien, der Himmel war blau, die Vögel z witscherten. Doch nun gab es noch einmal einen verspäteten Wintereinbruch mit Schneeregen und Temperaturen um den Gefrierpunkt. Sophie schlug dieses Wetter aufs Gemüt. Kam es nur ihr so vor, als würden die Winter immer länger und dunkler werden …?

„ Ach, das bisschen Kälte ist doch kein Problem“, meinte Jan, als Sophie am Morgen jammerte, dass sie am liebsten nicht aufstehen würde. „Dagegen kann man sich doch passend anziehen.“ Er hatte die angenehme Eigenschaft, fast alles positiv zu sehen. Das wusste Sophie meist auch zu schätzen – in Momenten wie diesen fühlte sie sich aber nicht verstanden von ihm. „Es geht nicht um die Kälte“, klagte sie. „Es geht darum, dass ich den Frühling herbeisehne. So ein Winterrückfall wirft mich da aus der Bahn – es ist, als würde einem alles Schöne wieder verdorben.“ „Übertreibst du nicht etwas?“, fragte Jan fröhlich. „Ich mach dir mal einen Tee, dann sieht die Welt gleich anders aus.“ Sophie hätte sich am liebsten die Decke über den Kopf gezogen. Konnte Jan nicht einmal etwas weniger pragmatisch sein? Michael hätte mich verstanden, dachte sie. Der hatte auch die Schwermut, die sie manchmal über fiel, mit ihr teilen können. Aber Michael war seit sechs Jahren tot. Jan kapierte einfach nicht, dass für Sophie das Leben durch diese Phasen der Schwermut an Tiefe gewann. In Momenten wie diesen fragte sie sich deshalb des Öfteren, ob der Mann, mit dem sie seit zwei Jahren zusammenlebte, nicht vielleicht sehr oberf lächlich war …

Musste sie ihre Beziehung infrage stellen?

Fotos: iStock

Ihre A rbeit im Krankenhaus machte die Sache nicht besser.

Auch wenn sie in ihrem Beruf täglich mit Menschen zu tun hatte, die krank waren und Schmerzen hatten. Im besten Fall konnte sie ihnen helfen, im schlimmsten Fall musste sie aushalten, dass Leiden und Vergänglichkeit unvermeidlich waren. Genau das machte das L eben ja so kostbar. Als Sophie die Klinik verließ, hatte sie das dringende Bedürfnis, zum Friedhof zu gehen. Inzwischen besuchte sie nur noch alle paar Monate das Grab ihres verstorbenen Mannes – Michael hätte es nicht anders gewollt. Sie trug ihn ohnehin im Herzen. Und war daher auch völlig verblüf ft gewesen, als sie begriff, dass sie sich in Jan verliebt hatte. A nfangs hatte sie sich deshalb fast schuldig gefühlt. Aber Michael hätte auch das gewollt – dass ihr Leben weiterging und sie auch Glück wieder hineinließ nach der großen Trauer und all der Dunkelheit …

Dieser Mann passte ganz genau zu i

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