NO LIMITS

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Platz eins bis drei im Gesamtklassement, fünf Etappensiege und beim Preisgeld fast 365.000 Euro abgeräumt: Die Spanien-Rundfahrt stand ganz im Zeichen des Teams Jumbo-Visma – und der niederländische Rennstall hat in diesem Jahr alle drei großen Landesrundfahrten gewonnen. Gibt’s für das Team keine Grenzen?

IN FEIERLAUNE Auf dem Siegerpodest keine Spur mehr von Konkurrenz: Jonas Vingegaard, Sepp Kuss und Primož Roglič (von links)
Foto: Getty Images
Am Tourmalet gewinnt Vingegaard (Zweiter von rechts, leicht verdeckt), Kuss bleibt in Rot

TEAM-TIMING

Beim Einzelzeitfahren der 10. Etappe macht Kuss sein Meisterstück und verteidigt die Gesamtführung
Fotos: dpa/pa, Getty Images

NERVENSTARK

Drei Rennfahrer lassen sich aus ihrer Gruppe etwas zurückfallen. Sie richten die Oberkörper auf und reichen sich die Hände. Etwas unsicher suchen sie noch die Balance. Aufgerichtet fahren ist nicht die Spezialität der Profis von Jumbo-Visma. Zu viel Aufwand wird mit Windkanaltests getrieben für die aerodynamisch beste Position, als dass die Rennfahrer geübt sein könnten, aufrecht freihändig zu fahren. Dann aber steht das ersehnte Jubelbild: Sepp Kuss in der Mitte, eingerahmt von Jonas Vingegaard und Primož Roglič. Der zweimalige Tour-de-France-Sieger sowie der Giro- und Vuelta-Champion zeigen auf den Mann in der Mitte, als wollten sie sagen: Der hier ist der Held dieser Spanien-Rundfahrt. Er verdient das Rampenlicht. Und wir akzeptieren dies jetzt auch. Hilfreich bei der Jubelbildproduktion war der berufliche Hintergrund von Sepp Kuss. Vor Beginn seiner Radprofi-Laufbahn in Europa beendete der gebürtige US-Amerikaner noch sein Studium für Werbung. „Werbung ist wichtig, du musst die Leute interessieren können für das, was du tust. Und das kann dich dann als Team oder als

Fahrer unterscheiden von anderen Teams oder anderen Produkten“, erklärte er damals den Zusammenhang von Treten und Werben. Seine Kollegen Roglič und Vingegaard indes mussten offenbar noch eine gut zehntägige Fortbildung in Sachen Eigen-Marketing durchlaufen, bevor sie einen der wertvollsten Helfer bei ihren eigenen Grand-Tour-Siegen als ihresgleichen akzeptierten, als einen, der ebenfalls einen Grand-Tour-Sieg „drin“ hat und den man deshalb unterstützen muss.

LERNPROZESS DER KAPITÄNE

Dieser Prozess durchlief mehrere Stufen. Er begann auf der sechsten Etappe. Gleich drei Rennfahrer steckte Jumbo-Visma in die Ausreißergruppe des Tages. Kuss, der während der Rundfahrt am 13. September seinen 29. Geburtstag feierte, holte den Etappensieg und hatte genug Zeit, vor der Zieldurchfahrt noch ein paar Zuschauer abzuklatschen. „Wir wollten Quick-Step auf den Zahn fühlen“, sagte der US-Amerikaner, bevor er dann auf dem Siegerpodium so tiefe Schlucke aus der Champagnerflasche nahm, dass man dachte, er wollte sie gleich komplett leeren. „Er ist noch

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