„Dann gab ich mir selbst das Okay …“

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28 Jahre lang war Gérard ihre große Liebe. Dann setzte ein Herzinfarkt ihrem Glück ein Ende. Silvia Rausch (57) dachte, nie wieder lieben zu können – bis sie David traf. Darf sie ihre Gefühle zulassen?

Nicht gesucht, aber gefunden: Silvia fand an der Seite von David ins Leben zurück. „Er begegnet meiner Vergangenheit mit großer Wertschätzung. Sonst hätte ich mich nicht öffnen können.”
im vergangenen Jahr berichteten wir von Silvias Trauer über den Tod ihres Mannes Gérard

Wann ist der richtige Moment? Wann darf man dem Glück eine neue Chance geben, nachdem man das Liebste verloren hat? Noch vor Kurzem dachte ich, nie wieder lachen zu können. Nie wieder echte Freude oder Liebe zu einem Mann empfinden zu können. Aber Gefühle haben ihren eigenen Zeitplan. Sind nicht lenkbar, nicht verschiebbar, nicht aufhaltbar. Sie geschehen einfach.

Meine große Liebe Gérard starb völlig unerwartet an einem Herzinfarkt. Ich war geschockt. Gelähmt. Und hatte den Wunsch, das Unfassbare mit der Welt zu teilen. Auf Instagram gab ich meiner Trauer Raum. Die mitfühlenden Worten der Menschen gaben mir die Kraft, weiterzumachen. Eineinhalb Jahre später traf ich David. „Ein Geschenk des Himmels“, flüsterte das Engelchen auf meiner Schulter. „Oh Gott, das geht nicht“, erwiderte das Teufelchen auf der anderen Seite. Was war richtig – was falsch? Ich fühlte mich gespalten: einerseits Schuldgefühle, andererseits zarte Keime von Hoffnung. Letztendlich entschied ich, der himmlischen Message mehr zu vertrauen als dem kleinen Quälgeist mit den Hörnern. Und ich gab mir innerlich selbst das Okay …

Silvia genießt ihr Leben mit David. Im Herzen ist Gérard jedoch immer dabei
Fotos: Archiv, Privat (2)

Mit David kam eine tot geglaubte Leichtigkeit zurück

Wenn wir gefragt werden, wie wir uns kennenlernten, sagt David stets, dass er mir eine Brieftaube geschickt habe. Das ist ein Scherz, klar, aber ich verstehe, was er meint. Unser Zusammentreffen hat etwas Unerklärliches. Ich erinnere mich gut, mit welchen Gewissensbissen ich an jenem Abend das Online-Partnerschaftsportal öffnete. Ich fühlte mich so einsam, dass es fast körperlich wehtat. So sehr vermisste ich die Zweisamkeit, die jahrzehntelang Teil meines Alltags gewesen war. Mit flauem Magen lud ich Fotos von mir hoch, schrieb einige Sätze dazu.

Was tat ich da? Gérard hatte ich über 28 Jahre zuvor in einer Bar kennengelernt. Aber die Liebe nutzt heute moderne Wege, wie mir eine Freundin ein paar Tage zuvor versicherte. Vielleicht pflanzte sie mir unbewusst eine ferne Idee ein? Im Nu bekam ich Kontaktanfragen von interessierten Männern. Allen sagte ich höflich ab, bis eine Nachricht von David (65) aufplop

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